Politiker, die sich nicht hinter nichtssagenden Floskeln verstecken, sondern Fragen eindeutig beantworten: Ist es nicht das, was wir uns alle wünschen?

SVP-Bundesrat Albert Rösti hat genau das getan, als ihm ein Schüler die Frage stellte, wen er sich in den USA als neuen Präsidenten wünschen würde. Er tendiere «eher zu Trump», gab Rösti offen zu. Klare Frage, klare Antwort.

Seither wird Rösti von den Medien durch die Mangel gedreht. So sehr, dass er sich zu einer Relativierung genötigt sah. Die Aussage habe er «eher als Albert Rösti» denn als Bundesrat gemacht. Im sicheren Wissen natürlich, dass man als Bundesrat keine Privatperson mehr ist.

Der offizielle Vorwurf an Röstis Adresse lautet: Mitglieder der Landesregierung äussern sich aus diplomatischen Gründen traditionell nicht zu Entscheidungen in anderen Ländern.

Die Vorhaltungen wirken geheuchelt. Hätte Rösti «eher zu Harris» tendiert, wären die Reaktionen mit Sicherheit anders ausgefallen. Das Problem ist nicht, dass Rösti überhaupt eine Antwort gab, sondern dass es aus Sicht der meisten Journalisten die falsche war.

Hätte er eine Tendenz zu Kamala Harris erklärt: Die Schweizer Illustrierte hätte ihm wohl die «Rose der Woche» verliehen, der Tages-Anzeiger hätte den SVP-Bundesrat für seinen Mut gefeiert, endlich alte und unnötige Traditionen zu brechen. Und die Wochenzeitung wäre fassungslos gewesen über den Schwenker ihres Feindbilds.