Wer kennt sie nicht, die Bilder von chinesischen Geisterstädten mit Halden an leerstehenden Immobilien? Viele Chinesen haben ihre Altersvorsorge in Form von Eigentumswohnungen oder -heimen verloren, weil sie von bankrotten Immobilienkonzernen nicht fertiggestellt werden. Sie sind verunsichert, sie sparen und schränken ihren Konsum ein.
Die chinesische Wirtschaft verläuft deshalb möglicherweise schwächer als bisher angenommen oder die offiziellen Zahlen zeigen. Daraufhin deuten auch die August-Konjunktur-Indikatoren. Sowohl die Industrie als auch der Detailhandel verloren weiter an Schwung. Die Investitionen im Infrastrukturbereich und in der Industrie verlaufen zwar teilweise noch auf Hochtouren, aber der Wohnungsbau serbelt dahin. Die Investitionen der Immobilienentwickler liegen markant unter dem Vorjahr. Experten glauben, dass das derzeitige Wachstum um rund 0,5 Prozent unter der Zielvorgabe verlaufe. Immer mehr Leute erwarten deshalb noch vor Ende 2024 ein neues staatliches Hilfspaket, um das offizielle BIP-Wachstumsziel von 5 Prozent abzusichern.
Die meisten Ökonomen, vor allem die grossen Institutionen (IMF, Weltbank, OECD), rechnen immer noch mit einer Erholung der chinesischen Wirtschaft 2025. Diese Annahme könnte sich als Irrtum erweisen, denn die Immobilienkrise ist trotz tiefen Zinsen und zahlreichen Stützungsmassnahmen bei weitem noch nicht überwunden. Fällt China als Wachstumslokomotive aus, wird die geringere Nachfrage der chinesischen Industrie zu rückläufigen Rohstoff- und Energiepreisen führen und die Inflation in vielen Ländern wieder in Richtung null drücken. Damit könnten auch die Zinsen weltweit stärker als bisher angenommen zurückkommen.
Warum zögert China, die nächste Bazooka zu zünden? Gemeint ist die Lancierung eines gigantischen Fiskalpaketes, vergleichbar mit jenem in der Finanzkrise 2008 oder während der Corona-Pandemie. Die heutigen Probleme sind nicht auf externe Ereignisse oder Naturkatastrophen zurückzuführen. 2008 erschütterte die Subprime-Hypothekenkrise in den USA die Finanzmärkte weltweit, würgte die Weltkonjunktur ab und bedrohte damit die chinesische Exportwirtschaft. Die Corona-Pandemie startete zwar in China, aber sie brachte ebenfalls die gesamte Weltwirtschaft zum Stillstand, was die chinesische Exportwirtschaft erneut in Bedrängnis brachte. Diesmal handelt es sich jedoch um ein isoliertes, China-spezifisches Problem, teilweise von der Regierung selbst initiiert. Deshalb würden Milliardenhilfen nur etwas Zeitgewinn bringen, aber keinen grossen Beitrag zum Abbau des Überhangs an Wohnimmobilien leisten.
Die chinesische Regierung will zudem die Kontrolle über die Staatsverschuldung behalten. Der Zentralstaat weist denn auch eine geringe Verschuldungsquote auf. Einen gigantischen Verschuldungsschub verursachten in den letzten Jahren hingegen die Regionalregierungen. Zu Beginn der Immobilienkrise verzeichneten die Provinzen und Städte hohe Einnahmen aus dem Verkauf von Bauland an die Immobilienentwickler, mit denen sie ihre Haushalte finanzieren konnten. Deshalb halfen sie auch munter mit, den Immobilienboom anzuheizen. Nun fehlen diese Erträge, und die Lokalregierungen, die den Löwenanteil der Fiskalausgaben in China tätigen, sind zu Sparmassnahmen oder Schuldenaufnahmen gezwungen. Die Flaute am Immobilienmarkt dürften nach Bankenschätzungen das chinesische Wachstum direkt und indirekt um rund 1,5 Prozentpunkte drücken.
Zur Trendwende am Immobilienmarkt kam es 2021, als Peking die Banken anwies, die Kreditvergabe an die grossen Immobilienentwickler zu kürzen. Die Regierung wollte damit nicht nur sichtbare Exzesse bekämpfen, sondern auch die wirtschaftliche Dominanz und wachsende Arroganz der Immobiliengiganten eindämmen. Der Immobiliensektor und die damit verbundenen Industrien wie Stahl, Zement und Glas tragen rund 20 Prozent zum BIP bei.
Um die Krise zu beenden, versucht der Staat nun mit diversen Massnahmen Gegensteuer zu geben, denn nebst den Immobilienproblemen hapert es wegen der globalen Wirtschaftsflaute, des Technologie-Krieges mit den USA und wegen Sonderzöllen in den USA und in der EU auch im Exportgeschäft. Die Arbeitslosigkeit, vor allem unter den jungen Leuten, nimmt zu. Grosse Städte, die den überhitzten Immobilienmarkt am stärksten ausbremsten, haben die Eigenmittelanforderungen für Immobilienkäufe unlängst wieder reduziert, sie ermutigen zu Zweitwohnungskäufen und forderten Banken auf, die Zinsen für existierende Hypotheken zu senken.
Der Druck auf die Internetplattform-Firmen wurde eingestellt, und privaten Unternehmen soll der Zugang zu Finanzierungen erleichtert werden. Die Zentralregierung will den Lokalbehörden auch eine Umschuldung zu tieferen Zinssätzen ermöglichen. Die Bank of China (Notenbank) hat ihren Leitzins im laufenden Jahr bereits zweimal gesenkt. Während andere Börsen von Allzeitrekord zu Allzeitrekord eilen, befindet sich der chinesische Aktienmarkt seit einigen Jahren im Krebsgang. Je nach Index sackten die China-Aktien in den letzten drei Jahren um 25 Prozent bis 40 Prozent ab. Die Aktienbörse signalisiert, was viele Investoren denken: «Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.»
Es ist ein konjunkturelles und nicht ein strukturelles Ereignis. Es bildet lediglich die derzeit "schwächelnde Konjunktur" der Abnehmerländer ab. -Im Hinblick darauf, daß China zur "Fabrik der Welt" gemacht worden ist.- Von seinen Abnehmerländern, die dazu sogar ihre heimischen Arbeitsplätze verncihtet t haben. - Weil es den Profit gesteigert hat.- in China zu produzieren. Statt im eigenen Land das eigene Volk zu beschäftigen.
Interessant ist, dass die Kreditvergabe für Immobilien seit etwa zwei Jahren massiv zurückgefahren und für zukunftsträchtige Sektoren erst recht erhöht wurde. Das beste Kapital wird nicht mehr in die Kehlen in- und ausländischer Immobilienhaie geschüttet, die Krokodilstränen vergiessen.
Tönt alles plausibel, aber ich bin überzeugt, dass wir in ein paar Wochen dann wieder irgendwo das pure Gegenteil davon lesen können. Journalisten (schreibende Politiker) und Politikern (plappernde Politiker) sollte man nicht zuviel Vertrauen schenken, denn in beiden Kategorien ist die Diskrepanz zwischen Handlung und Wort ziemlich gross. Wie hat Ronald Reagan schon gesagt: Do not trust people whose words do not match their actions.