«Müssen wir Christen uns alles gefallen lassen?» Und: «Was für eine Frau schiesst eigentlich auf das Bild eines Kindes und seiner Mutter?» Diese beiden Fragen schrieb mir ein Bekannter, einigermassen fassungslos, nachdem er gehört hatte, dass die Co-Chefin der Operation Libero, Sanija Ameti, mit einer Luftpistole auf ein Bildnis von Jesus und Maria geballert hatte. Ist Sanija Ameti ein Monster? Wer macht so etwas? Könnte man an dieser Stelle weiterfragen.

Abgesehen von der rabiaten Selbstdemontage dieser von den Medien und ihren Fans hochgejubelten Vorzeige-Politikerin aus dem linksprogressiven Euroturbo- und «Noch mehr Zuwanderung!»-Sektor ist der spektakuläre Fall auch deshalb bemerkenswert, weil er interessanterweise auf der Seite von Ametis Unterstützern eine gnadenlose Cancel-Culture in Gang setzte, deren Protagonistin die Gecancelte einst selber war.

Ich beschreibe die Reaktionen in meinem aktuellen Editorial als Beispiel für das gute alte Pharisäertum, von dem bereits die Bibel, Jesus höchstpersönlich, alles Wesentliche gesagt hat. Inzwischen ist mir ein weiterer Gedanke in den Sinn gekommen, der mich dazu veranlasst, diese unappetitliche Geschichte in einem positiven Licht zu sehen, sozusagen als unfreiwilligen Beitrag zur Reaktivierung unseres religiösen Bewusstseins.

Das ist jetzt sicher etwas hoch gehängt, aber ganz falsch ist es nicht. Möglicherweise hat Ameti durch ihr Luftpistolentraining gegen Jesus und die Jungfrau Maria die selbstzerstörerischen Übertreibungen zur Kenntlichkeit entstellt, mit denen wir unser christliches Erbe in den letzten Jahren beschleunigt zugrunde reiten. Vielleicht sind durch Ametis ballernde Entgleisung ein paar Leute hellhöriger geworden.

Danke, Sanija Ameti? Etwas überspitzt kann man es so formulieren. Die Politikerin hat einen Meilenstein an politischer Dummheit gesetzt. Ihr Verhalten öffnet den Blick in die Abgründe der Seele einer jungen Frau. Auch das ist interessant und gibt vielleicht zu denken. Gekreuzigt muss sie deswegen nicht werden. Ich plädiere fürs Verzeihen, aber hoffentlich ziehen wir daraus vernünftige Schlüsse über die Irrwege unserer Welt.