Die britisch-jüdische Schauspielerin Maureen Lipman («The Pianist») stört es, dass ihre Kollegin Helen Mirren («The Queen») als Nichtjüdin die Hauptrolle im Film «Golda Meir» (demnächst im Kino) die Hauptrolle bekam.

Sie gab damit der Debatte ums «Jewfacing» (eine Weiterentwicklung von «Blackfacing») neuen Auftrieb.

Man mag den Kopf schütteln. Kino ist Illusion. Wem käme es in den Sinn, eine Jüdin zu kritisieren, weil sie eine Christin oder Muslima spielt? Ist Lipman etwa sauer, weil sie die Rolle selber nicht bekam?

Störte sich je einer daran, dass der Mexikaner Antonio Rodolfo Quinn Oaxaca (aka. Anthony Quinn) «Zorbas der Grieche» spielte? Hinter Winnetou und seiner Schwester Nscho-tschi standen lupenreine Franzosen, in deren Adern kein Tropfen Indianerblut floss. Who cares.

Gerade das Beispiel Winnetou zeigt allerdings, dass die Bedenken nicht völlig haltlos sind. Die Kitschfigur Winnetou prägte den realitätsfernen Mythos vom «edlen Wilden», der bis heute das Image der Indianer prägt.

Die als Goldie Mabovitch in Kiew geborene Golda Meir gehörte zu den Gründermüttern von Israel, sie führte das Land durch seine schwersten Stunden. Ob die Schauspielerin Helen Mirren – übrigens eine gebürtige Mironoff mit russischen Vorfahren – dieser Jahrhundertfrau gerecht wird, hängt nicht von ihrer eigenen Herkunft ab. Sondern von Drehbuch, Regie und ihrer schauspielerischen Leistung.

Wenn eine Laiendarstellerin wie Kamala Harris im realen Leben die Rolle einer Afro-Amerikanerin hinkriegt, wird sich eine nichtjüdische Schauspielerin auch in die Seele einer Jüdin hineinversetzen können. Zumal Golda Meir nicht als besonders religiös galt.