Das neue Bundesratsfoto zeigt zum ersten Mal eine Disposition der einzelnen Mitglieder, die sich von allen vorhergehenden unterscheidet.

Die sieben Minister schauen zum ersten Mal nicht mich, den Betrachter, also den Bürger an, sondern sechs von sieben Minister sind körperlich zum Präsidenten hingewendet, quasi in Erwartung seiner Äusserungen, um nicht Befehle zu sagen.

Einzelne Kommentatoren haben darin die Szene der Sitzung einer Direktionsetage gesehen, wo sich die Direktoren um den CEO in der Mitte gruppieren. Diese Disposition lässt annehmen, dass der Bundespräsident Macht über die andern ausübt. Was völlig falsch ist.

Was auch niemand bemerkt hat: Das Bundesratsfoto ist eine Art moderne Version des «Abendmahls» von Leonardo da Vinci, mit dem Herrn, dem Messias, sitzend in der Mitte, von links und rechts umgeben von seinen Jüngern, die sich ihm zuwenden. Dies kam mir sofort in den Sinn, als ich das Bild sah.

Ikonografisch eindeutig eine Anspielung, fast eine Kopie des «Abendmahls». Wer hat dies so angeordnet? Berset selbst?

Matthieu Gafsou ist ein sehr guter Fotograf, vielleicht hatte er die Idee, jedenfalls sind ihm sicher die Klassiker der Ikonografie bekannt. Man weiss ja, dass Fotografen unbewusst immer Klassiker der Ikonografie zu imitieren versuchen: Kriegsfotografen suchen auf der ganzen Welt aktuelle Expressionen der Pietà von Michelangelo, Hoffotografen suchen offenbar entweder Napoleon-Kopien oder eben das «Abendmahl».

Ich weiss nicht, ob sich Berset als Messias sieht. Oder ob er einfach nicht gemerkt hat, was der Fotograf da anstellt.

Die 3 Top-Kommentare zu "Das neue Bundesratsfoto ist eine Art moderne Version des Abendmahls: Mit Alain Berset als Messias?"
  • reining

    Das neue Bundesratsfoto zeigt den Grössenwahn von Möchtegern-Sonnenkönig und Tatsächlich-Macho-Tigrillo in entlarvender Weise. Widerlich!

  • rolf.spuler

    Der Herr Berset war ja die letzten 3 Jahre so etwas wie der Messias. Zumindst für die Linken und deren Medien. Dass sie sich in diesem Bundesratsfoto vor allem mit sich selbst beschäftigen, statt mit dem was das Volk das sie vertreten sollen, ist auch gut getroffen.

  • R.A. Le Bol

    Dieser von den Medien befeuerte Personenkult nervt nur noch und ist völlig unschweizerisch. Umso mehr, als mir (und wohl vielen anderen) nichts einfällt, was diese Selbstdarsteller in den letzten Jahren an Gutem geleistet haben sollen. Statt sich mit der Rolle des Dieners des Volks zu bescheiden, reissen sie, zusammen mit der Verwaltung und leider auch einem Teil des Parlaments, immer mehr Macht an sich und schaffen gar die Neutralität ab. BR als Teil der Lösung? Im Gegenteil, Teil der Probleme!