So kunstvoll hat noch selten einer seinen eigenen Niedergang eingeläutet: Woche um Woche beweist Premierminister Boris Johnson, dass ihm die Kontrolle über das politische Geschehen entglitten ist.

So unterschätzte er den Schaden, den ein konservativer Abgeordneter verursachte, weil er seinen politischen Einfluss für kommerzielle Geschäfte missbrauchte. Dann hat Johnson die alte Geschichte um die Renovationskosten seines Appartements in der Downing Street noch immer nicht unter Kontrolle gebracht. Schliesslich hat er das Skandälchen wegen angeblicher Verstösse gegen die Covid-Regeln an einer Party vor einem Jahr (!) verschlampt.

All das ist für sich genommen zwar harmlos. Aber jetzt sehen die «True Conservatives», die Abgeordneten des rechten Flügels der Tories, ihre Stunde gekommen, mit Johnson abzurechnen. Denn dieser verfolgte zu ihrem Missfallen im Lauf seiner Amtszeit zusehends eine Agenda der linken Mitte, sei es beim Wohlfahrtsstaat oder bei der Umweltpolitik. Und jetzt will er die Covid-Regeln massiv verschärfen.

70 der 361 Parlamentarier seiner Partei rebellieren dagegen. Das mag überschaubar erscheinen, ist aber genau die Fraktion, der Johnson seine Macht verdankt.

Sie alle werden das Messer zücken, wenn sich die erstbeste Gelegenheit bietet, ihren einstigen Helden zu meucheln.