Viel Kritik musste sich der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) anhören, als er am Wochenende, unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Kiew, ankündigte, dass er am Montag auch nach Moskau reisen werde, um persönlich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen.
Hauptsächlich wurde die Kritik in Frageform geäussert: «Wer kann mir erklären, was der österreichische Kanzler in Moskau anstrebt?», fragte etwa der lettische Verteidigungsminister Artis Pabriks.

Nehammer, der sich nach dem «harten» Gespräch mit dem russischen Präsidenten angesichts der bevorstehenden russischen Grossoffensive im Donbass «wenig optimistisch» zeigte, bleibt dabei, dass es wichtig sei, im direkten Gespräch zu bleiben.
Der Vorwurf, der österreichische Kanzler lasse sich vor den russischen Propagandakarren spannen, löste sich eher in Luft auf, nachdem bekannt wurde, dass es auf österreichischen Wunsch hin weder gemeinsame Bilder noch ein gemeinsames Pressestatement geben würde. Konkrete Zugeständnisse Putins gab es erwartungsgemäss ebenfalls nicht.

Man kann sich also fragen, wozu das Ganze gut gewesen ist. Man kann mutmassen, dass der österreichische Kanzler, der innenpolitisch unter erheblichem Druck steht, eine aussenpolitische Entlastungsoffensive inszeniert hat. Man könnte aber auch sagen, dass das Offenhalten direkter Gesprächskanäle die Funktion neutraler Staaten und Nehammer der letzte Neutrale in Europa ist.

Die 3 Top-Kommentare zu "Der letzte Neutrale: Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) besuchte Wladimir Putin – ohne Bilder und ohne Pressestatement. Wofür war das Ganze gut?"
  • p_lang

    Nehammer trifft Putin und und sagt ihm gleichzeitig: "Fotos mit dir will ich aber nicht!" Während er auf Fotos Selenskyj umarmt wie beim innigsten Wienerwalzer. Wir werden von Idioten regiert, die unsere Neutralität am Altar der EUdSSR opfern.

  • Bernhard Oess

    Cassis sollte auch zu Putin, ebenfalls ohne Communiqué und ohne Cams, Pics und Vids. Aber nicht als weiterer Besorgnisträger und Moralapostel, sondern schlicht um die guten Dienste der offiziellen neutralen Schweiz anzubieten. Ob das gelänge nach der fatalen Übernahme der EU-Sanktionen durch die Schweiz, ist allerdings mehr als fraglich. Mindestens die diplomatischen, nicht öffentlichen Kanäle sollte man wenigstens aktivieren.

  • Liszt

    Ein österreicher Bundeskanzler in Moskau. Was soll ein Exponent einer Regierung, die das Volk in unsinnigster Weise bis Zumgehtnichtmehr coronial geschindet hat, einem Putin Gescheites raten? Wie man Völker respektiert?