Energiekosten und Inflation rasen nach oben, der deutsche Verbraucher blutet für die Ukraine, und dann das: «Gazprom kürzt uns das Gas um 40 Prozent! ... während die Bundesregierung Gazprom Germania mit Milliarden stützt.»

Der Bild-Titel suggeriert bösartige Erpressung aus Moskau und himmelschreiende Dummheit in Berlin. Zum Glück ist das nur populistische Meinungsmache mit antirussischer Spitze.

Fake News für den ukrainischen Sieg. Wahr ist: Die deutschen Gaskunden werden Opfer der eigenen Sanktionen.

Weil Siemens-Verdichterturbinen nach erfolgter Reparatur in Kanada festgehalten werden, kann Gazprom nicht vertragsgemäss liefern.
Aber gleich 40 Prozent? Und inzwischen 60?

Vielleicht hat die Drosselung auch mit den deutschen Plänen für die Gazprom Germania GmbH zu tun. Die wurde im April unter Kuratel der Bundesnetzagentur gestellt – eine Art Grundversorgungs-Kriegsrecht. Die Staats-Milliarden sollen jetzt den weiteren Betrieb finanzieren.

Nun ist diese De-facto-Enteignung auf sechs Monate beschränkt. Doch wer so denkt, unterschätzt die Kreativität deutscher Regierungsräte.
Jüngst wurde bekannt, dass die Treuhänderschaft statt nach dem Aussenwirtschaftsgesetz nach dem Energiesicherheitsgesetz geregelt werden soll.

Das bietet ganz andere Spielräume.

Die Umbenennung ist auch schon erfolgt: «Securing Energy for Europe GmbH». Und die in Rede stehenden knapp zehn Milliarden Euro sollen, so der angebliche Plan, in Eigenkapital umgewandelt werden. Wenn es darauf ankommt, agiert der deutsche Staat so einfallsreich wie die Russen bei der Enteignung des Oligarchen Michail Chodorkowski.

Wie es aussieht, lässt die Gegenseite sich das nicht einfach gefallen.