Die Erwartungen der Mitte-rechts-Allianz bei den Wahlen für die Stadtberner Regierung waren hoch. Erstmals konnten sich SVP, Grünliberale, die Mitte, die FDP und die EVP zusammenraufen und dank einer gemeinsamen Liste berechtigte Hoffnungen auf einen zweiten Sitz in der Exekutive von Bern machen.

Doch die Übung war ein Schlag ins Wasser, das Ergebnis mehr als ernüchternd. Die Mitte-rechts-Allianz hat eine Niederlage eingefahren, die zu denken geben muss.

Erstens: Für den einzigen bisherigen Bürgerlichen auf dem Papier, Reto Nause (die Mitte), der nicht mehr kandidiert hat, kommt die Grünliberale Melanie Mettler. Sie gehört zwar zur Mitte-rechts-Allianz, aber es wäre schon fast zu viel der Ehre, sie als bürgerliche Kraft zu bezeichnen. Dazu muss man bloss ihre Vorstösse im Nationalrat Revue passieren lassen. Mit ihr ist also eine weitere Grüne in die Exekutive von Bern gewählt worden, damit wird die Bundesstadt in Zukunft von fünf Links-Grünen regiert.

Zweitens: Der amtierende Stapi Alec von Graffenried ist, trotz eines Grossangriffs auf seinen Sitz der Mitte-rechts-Allianz mit bürgerlichen Panaschierstimmen locker wiedergewählt worden. Aber das Amt des Stadtpräsidenten wird er wahrscheinlich an SP-Gemeinderätin Marieke Kruit verlieren, die ihn im ersten Wahlgang distanzierte.

Drittens: Die Mitte-rechts-Allianz mit FDP und SVP hat nicht bloss eine Schlappe eingefahren. Eine ihrer Spitzenkandidatinnen, die freisinnige Florence Pärli, verpasste den Einzug in die Stadtexekutive und wurde obendrein auch aus dem Stadtparlament abgewählt. Kurz: Der Ausgang der Wahlen in Regierung und Parlament war eine Machtdemonstration der Linken und Grünen in der Bundesstadt.

Ein Beobachter hat die aktuelle politische Situation in Bern mit dem roten Wien in den Jahren 1919 und 1934 verglichen, als die Sozialisten mit ihrer Klientelpolitik dafür sorgten, dass keine andere Formation in Wien politisch Fuss fassen konnte. Das RGM-Bündnis regiert seit 1992 uneingeschränkt, und nach dem gescheiterten Angriff der Mitte-rechts-Allianz wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.