Die Sozialdemokraten in Österreich wirken seit längerem wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Interne Querelen, ein neuer Parteivorsitzender, der mehr trennt als eint und als Mitautor eines Stalin-Verehrungsbuchs in den Schlagzeilen ist, ernüchternde Wahlresultate: Die einst stolze SPÖ ist ein Schatten ihrer selbst.

Der landesweit bekannte Kommunikationsbeauftragte Rudi Fussi will nun mit einer Unterschriftensammlung bei den Parteimitgliedern eine Neuwahl des Vorsitzes erzwingen und diesen selbst übernehmen. Die Ankündigung wurde zunächst kaum ernst genommen. Die desolate Entwicklung unter SPÖ-Chef Andreas Babler spielt Fussi aber in die Hände.

Nun hat der Polit-Quereinsteiger mit einer Pressekonferenz für Furore gesorgt. Rudi Fussi kündigte die Scheidung von seinem Ehemann an, räumte ein, an ADHS zu leiden – und überraschte mit Aussagen zur Corona-Zeit.

Damals sei er ein «glühender Verfechter» der Impfpflicht gewesen. Gegner der Corona-Politik hatte er immer wieder aggressiv attackiert. Nun sagte Fussi, er sei damals «ein Idiot» gewesen, und entschuldigte sich bei allen Massnahmenkritikern.

Denn von seinem Arzt bestätigt, sei bei ihm selbst eine alte Rheumaerkrankung durch die Covid-19-Impfung wieder ausgebrochen, die er seit zwanzig Jahren im Griff gehabt habe.

Mehrere Zeitungskommentatoren bewerten die offenen Worte des SPÖ-Kampfkandidaten positiv und mutmassen, er könne damit über die eigene Partei hinaus auf Zustimmung stossen.