Zugegeben, der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank wurde in der Vergangenheit durch die Weltwoche nicht nur mit Lavendelwasser und Rosenöl bedacht. Unser Blatt spielte vielmehr eine tragende Rolle bei der Aufdeckung seiner Währungsspekulationen bei gleichzeitiger Funktion als obersten Währungshüter unseres Landes.

Umso mehr gilt es zu würdigen, wenn Philipp Hildebrand Kluges, Wichtiges und Mutiges zur Aktualität äussert: Der heutige Vizepräsident des weltweit grössten Vermögensverwalters, der Firma Blackrock, beurteilt in der Handelszeitung den Ukrainekrieg als beunruhigende Gefahr für die globale Wirtschaft.

35 Uno-Staaten, die fast die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachten, hätten sich den Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen. Da müsse sich, so Hildebrand, die Schweiz sehr gut überlegen, wo sie sich positioniere. Die militärisch machtlose EU habe massiv an Souveränität verloren und sich einfach an die USA angekoppelt.

Und zur Schweiz äusserte Hildebrand folgende Gedanken: «Die Neutralität wurde in der Tat sehr rasch unterminiert, und dies ohne Verfassungsänderung und ohne eindeutige rechtliche Grundlage. Ich frage mich auch, was das für den Finanzplatz bedeutet, wenn wir plötzlich nicht mehr als neutraler Standort gesehen werden. Oder für die Diplomatie, wenn man gute Dienste offerieren könnte und möchte, aber gleichzeitig nicht mehr in einer wirklich neutralen Situation ist und damit auch gar nicht mehr angefragt wird.»

Philipp Hildebrand sorgt sich auch über die hierzulande eingerissene «rechtliche Willkür». Wer entscheidet, welche Konten geschlossen werden, welche Firmen faktisch vernichtet werden, weil sie ohne Bankzugang die Löhne nicht mehr bezahlen können? Wer entscheidet, wer Putin nahesteht? Hildebrand wäre nicht erstaunt über eine «grosse Besorgnis» von Kunden, die sie sich jahrelang auf die Kernwerte des Schweizer Finanzplatzes verlassen hätten: «Beständigkeit, Rechtssicherheit und Langfristigkeit».

Die 3 Top-Kommentare zu "«Die Neutralität wurde in der Tat sehr rasch unterminiert»: Philipp Hildebrand wählt kluge und deutliche Worte zur Preisgabe der schweizerischen Neutralität"
  • Querdenker

    Die Hetzjagd auf alles Russische, leider auch in der Schweiz, hat absurde Ausmasse angenommen. Rechtssicherheit oder Eigentumsschutz werden ohne Bedenken auf dem Scheiterhaufen der Moral geopfert. Aber nachdem was in den letzten zwei Jahren evidenzlos, auf Geheiss des Mainstreams, bzw. des Auslands, verfügt wurde, wundert mich gar nichts mehr.

  • salto

    Hat der Bundesrat überhaupt die Kompetenz unsere Neutralität aufzugeben? Müsste Cassis nicht sofort zurücktreten?m Wir werden demnächst feststellen müssen, dass dieser aus persönlicher Eitelkeit handelnde Dummkopf unserem Land massiv geschadet hat. Dubai, Israel, Singapur werden die Gewinner sein. Leider hat die Schweiz kein Verfassungs- oder anderes Gericht, um Cassis anzuklagen. Schande über ihn.

  • chloeisu

    Danke Herr Hildebrand! Endlich einer aus der Wirtschaft der sich getraut diese Problematik anzusprechen. Ich staune wie sich Bänker und Wirtschaftsleute von der Politik so auf der Nase rumtanzen lasen und stille zuschauen wie der Werk und Bankenplatz Schweiz zugrunde Gerichte wird. Wie besser und bequemer wir unser Leben gestalten können, umso naiver wird unsere Gesellschaft. Wer die Vergangenheit nicht beachtet, wird die Gegenwart nicht verstehen können! Nie mehr Krieg!Der nächste kommt auch.