Ich hätte mir nicht ausmalen können, dass ich eines Tages von von einem linken Politiker oder einer linken Politikerin angetan sein würde.

Ich bin es seit längerem – von Sarah Wagenknecht, Abgeordnete der deutschen Partei Die Linke, Ökonomin und Bestsellerautorin.

Ich achte es, wenn sie über jene Linke redet und schreibt, die mit missionarischem Eifer den eigenen Lebensstil und die eigenen Werte der gesamten Gesellschaft vorschreiben wollen.

Wenn sie sagt, dass viele Menschen andere Lebensnöte haben als die Frage, wie man richtig gendert. Und dass der linksliberale Mainstream an den sozialen Problemen vorbei politisiert.

In der aktuellen Sendung «NZZ Standpunkte» von Eric Gujer lehnte sich Wagenknecht zum Thema Impfen aus dem Fenster. Die Politikerin wurde massiv kritisiert, weil sie nicht geimpft ist. Wagenknecht spricht Klartext: «Wer sich das Recht nimmt, sich nicht impfen zulassen, wird als böser Mensch bezeichnet. Ich finde es beängstigend, dass man jetzt öffentlich über seinen Impfstatus Auskunft geben muss. Es muss eine sehr hohe Hürde geben, Grundrechte einzuschränken. Wir haben die Debatte, die Ungeimpften seinen schuld, dass es in den Krankenhäusern immer wieder massive Belastung gibt. Das ist eine völlig unredliche Debatte. Wir haben in Deutschland einen Pflegenotstand. Es wurden Stellen und Betten abgebaut, Löhne gedrückt. Der Ehrgeiz, Ungeimpfte unter Druck zu setzen, ist letztlich kontraproduktiv. Es wird eine Debatte geführt, die angstbesetzt ist, deswegen funktioniert sie auch. Ganz schlimm in Deutschland: Wer in Quarantäne muss, weil zum Beispiel ein Arbeitskollege positiv getestet wurde, der kriegt für diese Zeit kein Geld mehr. Das sind zwei Wochen, ein halbes Monatsgehalt. Wir haben in Deutschland 80 Millionen Einwohner. 2000 Menschen liegen mit Corona auf den Intensivstationen. Wenn dann schon das Geschrei losgeht, wir sind am Limit und können andere nicht mehr behandeln, dann ist das ein Armutszeugnis.»