Hansueli Brunner aus Lenk im Simmental lebt dort in sechster Generation. Sollte er sich künftig etwas zuschulden kommen lassen, wird ihm der Schweizer Pass entzogen, und er wird ausgeschafft.

Das könnte man glauben, wenn man die Berichterstattung von 20 Minuten über den Wahlkampfauftakt der SVP liest. «SVP startet Wahlkampf – und will gar kriminelle Schweizer ausbürgern».

Dabei geht es bei den «kriminellen Schweizern» ausschliesslich um eingebürgerte Personen. Werden sie innerhalb von fünf Jahren nach Erhalt des Schweizer Passes straffällig, würde ihnen nach Wunsch der SVP die Ausbürgerung drohen.

Technisch betrachtet mag die Schlagzeile stimmen: Eingebürgerte sind Schweizer. Aber nicht nur sie. Mit der Wortwahl wird suggeriert, die radikale Massnahme drohe auch allen, die als Schweizer Bürger zur Welt gekommen sind.

Dabei ist eine «Staatsbürgerschaft auf Probe» keine neue Idee. 2008 verlangte das die SVP bereits mit einer parlamentarischen Initiative. SVP-Nationalrat Walter Wobmann doppelte mit einer Interpellation zwei Jahre später nach.

Der Bundesrat wehrte sich damals erfolgreich gegen die Idee. Seine Begründung: Damit würden «faktisch zwei Klassen von Schweizer Bürgern geschaffen».

Das kann man so sehen. Was hingegen weniger elegant ist: ein Wahlkampfthema der grössten Partei der Schweiz so verzerrt darzustellen, dass ein völlig falscher Eindruck entsteht.