Woran merkt man, dass in der Schweiz der Wahlkampf vorbei ist? Genau: Wenn der Bundesrat sich wieder getraut, über EU-Politik zu sprechen.

So hat die Landesregierung am Mittwoch entschieden, die Sondierungsgespräche mit der EU zu beenden und ein Verhandlungsmandat erarbeiten zu lassen.

So weit, so gut.

Gerne wüsste man aber, was dieses vorgängige gegenseitige Abtasten konkret gebracht hat. Welche Zugeständnisse hat man der EU bereits gemacht?

All das erfährt man nicht, weil die Schweizer und EU-Unterhändler die Ergebnisse dieser Vorgespräche in einem Bericht zwar festgehalten haben – jedoch unter Verschluss.

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi hat sich darüber via Kurznachrichtendienst X – vormals Twitter – empört und eine sofortige Offenlegung verlangt. Die Organisation Pro Schweiz wettert über diese «EU-Geheimpolitik». Dieses tiefe Misstrauen kommt nicht von ungefähr und ist auch berechtigt.

Beim gescheiterten institutionellen Rahmenabkommen sondierte man mit der EU ebenfalls vorgängig das Terrain. Anschliessend verfasste man – wie auch jetzt wieder – ein gemeinsames Papier, welches man der Öffentlichkeit vorenthalten wollte.

Und dann sickerte durch, dass sich die Schweizer Unterhändler bei den exploratorischen Gesprächen bereits weit zum Fenster hinausgelehnt hatten. So ging aus diesem Bericht von 2013 («Elements de discussion sur les questions institutionelles») die gemeinsame Empfehlung hervor, die neuen institutionellen Regeln auch auf bestehende Abkommen anzuwenden. Dabei hatte der Bundesrat entschieden, das neue Regime dürfe nur bei künftigen Abkommen zum Tragen kommen. Auch der europäische Gerichtshof als Schlichtungsinstanz wurde eigentlich schon bei den Sondierungsgesprächen mehr oder weniger akzeptiert.

Umso schwieriger war es später, aufgrund der öffentlichen Kritik zurückzubuchstabieren. Am Ende wurde das Rahmenabkommen dann im Frühjahr 2021 beerdigt.

Und jetzt wiederholt der Bundesrat die gleichen Fehler.