Seit der Entscheidung des Bundesrats, das Neubauverbot für Atomkraftwerke aufzuheben, kochen die Medien über.

In der RTS-Sendung «La Matinale» wurde nun auch die frühere Energieministerin Doris Leuthard gegen Energieminister Albert Rösti in Stellung gebracht. Sie verteidigte das Verbot, betonte aber, dass Entscheidungen in einer Demokratie revidiert werden könnten – ob das klug sei, sei eine andere Frage. Sie plädierte für erneuerbare Energien.

Ihre Aussagen führten nun zu einem Eklat: SVP-Nationalrat Christian Imark trat von allen Gremien des Vereins Svizra27 zurück, um nicht mit Leuthard zusammenarbeiten zu müssen. Sie habe gravierende Fehler in der Energiepolitik begangen und agiere nun gegen den aktuellen Energieminister Rösti.

Vielleicht ist Imarks Reaktion etwas überzogen. Man kann einer ehemaligen Bundesrätin nicht verbieten, sich öffentlich zu politischen Fragen zu äussern.

Doch man darf durchaus hinterfragen, ob es weise war, einen Entscheid der Landesregierung als «nicht sehr intelligent» abzuqualifizieren, denn auf das läuft ihre Aussage letztlich hinaus. Leuthard ist keine ausgewiesene Energiespezialistin, und die Lage hat sich seit 2011, als das AKW-Neubauverbot aufgegleist wurde, grundlegend verändert.

Schon Röstis Vorgängerin Simonetta Sommaruga (SP) musste Leuthards Energiestrategie 2050 erheblich korrigieren. Die Folgen der Energiewende haben wir in den letzten Jahren in Form stark gestiegener Strompreise zu spüren bekommen. Auch müssen wir heute im Eiltempo zusätzliche Kapazitäten für die Stromversorgung aufbauen, wenn wir künftig keine Strommangellage riskieren wollen.

Es wäre darum ratsamer für Leuthard, wenn sie gerade bei dieser Debatte etwas Zurückhaltung üben würde, statt mit Belehrungen auffahren zu wollen.