Gegenseitige Marktöffnung für Finanzdienstleistungen, ohne die nationalen Regulierungen anzugleichen: Da wird sich manch ein Beamter in Brüssel gewundert haben – geht das überhaupt?

Anscheinend schon, zumindest unter Staaten, die nicht Mitglied der EU sind. Damit hat es sich allerdings schon mit den Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und Grossbritannien in ihrem Verhältnis zur EU.

Als wichtigster Unterschied fällt die Personenfreizügigkeit auf, die Grossbritannien seit dem Brexit nicht mehr kennt; im Gegensatz zur Schweiz gehört das Land nicht zum Schengen-Raum. Wobei auch die britische Tür für EU-Bürger einen Spalt weit offen ist. Es gibt keine Grenzkontrollen zwischen Grossbritannien und dem EU-Nachbarn Irland.

Damit ist gleich der wichtigste Interessenkonflikt zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU angesprochen: Der Status von Nordirland. Stand jetzt ist eine Einigung in dieser für die Nordiren existenziellen Frage vorderhand ausgeschlossen. Einen derart gravierenden Konflikt mit der EU kennt die Schweiz nicht.

Auch in anderen Bereichen sind die Unterschiede manifest. So ist die EU bei der Verteidigung auf Grossbritannien als stärkste europäische Militärmacht angewiesen und muss auf Kooperation setzen. Was die Schweiz angeht, sind die Kräfteverhältnisse genau umgekehrt.

Unser Land ist für Brüssel zwar ein wirtschaftliches Schwergewicht, scheint ansonsten aber weniger ernst genommen zu werden als Grossbritannien. Genau das zeigte sich kürzlich, als dem Königreich der Zugang zum Forschungsprogramm Horizon wieder gewährt wurde – nicht so der kleinen Schweiz.

Kurz: Mit Brüssel lässt sich so oder so streiten, britisch oder helvetisch.