Ein schlechtes Zeugnis erhalten Deutschlands Medien von der französischen Zeitung Le Monde diplomatique. So lautet das Fazit von einem Bericht in der März-Ausgabe.

Deutschlands Presse, die einst für ihre Meinungsvielfalt und hinterfragende Berichterstattung bekannt gewesen sei, habe im Laufe der Jahrzehnte ihre Rolle als kritische Instanz gegenüber den Machtstrukturen aufgegeben. «Die veröffentlichte Meinung und die öffentliche Meinung klaffen immer weiter auseinander», schreibt Autor Fabian Scheidler. Dieser Wandel habe zu einem Verlust an Akzeptanz beim Publikum geführt, so sein Befund.

Bei Themen wie dem Ukraine-Krieg seien die deutschen Mainstream-Medien darum bemüht, ein einseitiges Narrativ zu konstruieren. Obwohl Umfragen zeigen würden, dass etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung gegen die Lieferungen schwerer Waffen sei, stellten Medien ein gegenteiliges Bild dar. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Anton Hofreiter (Die Grünen) seien mit Abstand am häufigsten zu diesem Thema befragt worden.

Auch in der Corona-Pandemie zogen die Medien klare Linien zwischen «Gut» und «Böse» – mit diskriminierenden Begriffen. Le Monde diplomatique schreibt, Forscher seien lediglich in 1,6 Prozent der Beiträge den staatlichen Corona-Massnahmen kritisch gegenüberstanden.

Le Monde diplomatique kommt zum Schluss, dass die deutsche Presse ihre Rolle als kritische Instanz und Spiegel der Lebensrealität der Bevölkerung weitgehend aufgegeben hat. Chefredakteure würden heute versuchen, die Kritik an Konformität oder journalistischen Fehlern als Verschwörungstheorie zu disqualifizieren.