Bumbum! Als Boris Becker 1985 im Alter von 17 Jahren gegen Kevin Curren zum Wimbledon-Sieg stürmte, stand die Tenniswelt kopf. Über Nacht wurde Tennis zum beliebtesten Sport Deutschlands – und Becker in seiner Popularität vor den Kaiser (Beckenbauer) und den Kanzler (Kohl) gespült.

37 Jahre später ist davon nichts mehr übriggeblieben: Im vergangenen April wurde Boris Becker wegen «Insolvenzverschleppung» zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dank einer Gesetzesänderung, die ausländischen Staatsangehörigen eine vorzeitige Haftentlassung ermöglicht, kam er nun nach acht Monaten frei – und erzählte am Dienstag auf dem deutschen Fernsehkanal Sat 1 «von der schwersten Zeit meines Lebens».

Becker, der in seiner Karriere allein an Preisgeldern über 25 Millionen Dollar verdiente, aber letztlich vom Ruhm überrollt wurde und reichlich naiv in fast jedes (private und geschäftliche) Fettnäpfchen trat, zeigte sich im Interview geläutert, aber auch tief getroffen (und berührt) von den Erfahrungen, die er im Gefängnis gemacht hat.

Gleichwohl hatte sein Auftritt auch etwas Inszeniertes und Berechnendes: Eine halbe Million Euro soll er für das Gespräch erhalten haben. Er erzählte, wie ihn ein Mitgefangener töten wollte – wie ihn aber ein anderer gerettet hat: «Ein Zusammengehörigkeitsgefühl wie hier habe ich noch nie erlebt. Es ist, als sei man zusammen in den Krieg gezogen.»

Das Gefängnis habe ihm eine zweite Chance gegeben: «Ich habe meine Qualitäten, die mich als Tennisspieler ausgemacht hatten, wiederentdeckt.» Michael Stich habe ihm einen dreiseitigen Brief geschrieben. Jürgen Klopp und Ion Tiriac wollten ihn besuchen – wurden aber aus Sicherheitsgründen nicht vorgelassen.

Becker, im Vergleich zum Zeitpunkt seiner Inhaftierung sichtlich schlanker geworden, wischte sich immer wieder Tränen aus dem Gesicht und blickte zu seiner Lebenspartnerin im Publikum, der er gesagt habe: «Du musst nicht auf mich warten.»

Sie wartete – und für Boris Becker beginnt nun ein (hoffentlich) besseres Leben. Eine entscheidende Frage aber blieb im Interview unbeantwortet: Wie konnte Boris Becker sein ganzes Vermögen derart leichtfertig verspielen und auch seine besten Freunde hinters Licht führen?

Die 3 Top-Kommentare zu "Freiheit für Becker: Der Ex-Tennis-Star spricht über seine 231 Tage im Gefängnis: Zwei Promis wollten ihn besuchen, ein Mitinsasse wollte ihn töten"
  • Sonusfaber

    Die Frage ist, wer wen hinters Licht geführt hat: Boris seine Freunde oder umgekehrt?

  • gbr

    ich hab sein Interview gelesen. was mir auffiel: er sagte, im Gefängnis hat man keinen Namen, sondern eine Nummer. das ist das, was sie mit uns allen machen wollen: wir werden nicht mehr auf einen Namen getauft (wir sind inzwischen kein mehrheitlich christliches Land mehr!), sondern bekommen einen Impfpass mit Barcode, eine e-ID, eine Nummer in einem Computersystem. wir Christen sollten - gerade jetzt in der Weihnachtszeit - mal wieder in der Bibel lesen...

  • Nordlicht48

    Auch ein gefallener Held bleibt ein Held. Ich wünsche ihm einen ruhigen Lebensabend.