Niemand kann etwas für seinen Namen, aber Kiews Berlin-Botschafter dürfte über seinen nicht unglücklich sein: Er ist Namensvetter von Andrij Melnyk, einem Idol ukrainischer Nationalisten – wie offenbar der Diplomat auch.

Noch mehr bewundert er Stepan Bandera – einen Faschisten, der den Nationalistenführer Melnyk 1938 aus der Organisation geputscht hatte, weil er ihm zu zartbesaitet war für Massenmorde an Polen, Juden und Russen. Eine seiner ersten Reisen nach Amtsantritt führte Botschafter Melnyk nach München, wo Bandera begraben ist. Das wäre so, als ob ein Botschafter Österreichs zum Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess gepilgert wäre.

Gestern hat SPD-Chefin Saskia Esken Melnyk getroffen. Vorab erteilte sie ihm Absolution für seine verbalen Entgleisungen: Seine «Empörtheit» sei verständlich.
Sie selbst empört sich über alles, was sie für «rechts» hält. Wie wäre es mit ein bisschen Empörung über einen Diplomaten, der aus seiner Bewunderung für einen antisemitischen Mörder keinen Hehl macht? Weit gefehlt. Es war, wie verlautete, ein «angenehmes und zugewandtes» Gespräch.

Zugewandt? Ah, man hat sich in die Augen geschaut.