Trotz Wahlschlappe wollen die Grünen an einer Bundesratskandidatur festhalten. Ihr Präsident Balthasar Glättli, ein fundamentalistischer grüner Missionar mit Sendungsbewusstsein, begründete dieses kecke Unterfangen gegenüber Medien damit, dass das Klima in den Bundesrat gehöre. Die Grünen wollen dafür einen der beiden FDP-Sitze angreifen, diese Partei sei in der Landesregierung übervertreten, so das Hauptargument.

Zuerst einmal: Das Klima ist im Bundesrat auch ohne Grüne prominent vertreten. In den vergangenen Jahren wurde der Atomausstieg besiegelt und der Verzicht auf Öl und Gas sowie der Ausbau alternativer Energien beschlossen – alles im Namen des Klimaschutzes und ohne Regierungsbeteiligung von Glättlis Traumtänzer-Partei. Wenn heute Energie knapp und teuer ist, dann genau wegen dieser Entscheide, die auf das Weltklima null Komma nichts Einfluss haben werden. Es braucht für den Klimaschutz keine Öko-Fundis im Bundesrat.

Die Grünen mit einem Wähleranteil von weniger als 10 Prozent gehören auch so nicht in die Landesregierung. Aber selbstverständlich dürfen sie den FDP-Sitz angreifen und wie vor knapp vier Jahren beim Duell Regula Rytz (Grüne) gegen Ignazio Cassis (FDP) sang- und klanglos untergehen. Das gleiche Schicksal droht ihnen erneut.

Wenn es den Grünen ernst wäre, würden sie sich auf den vakanten SP-Sitz konzentrieren. Je nach Kandidaten bekämen sie sogar Unterstützung der einflussreichen Agrarlobby im Parlament – zumindest hat Bauernverbands-Präsident Markus Ritter (Die Mitte, SG) wiederholt entsprechende Andeutungen gemacht.

Doch die Spitze der Grünen verfolgt mit ihrem Höllenfahrtskommando für die Bundesratswahlen ganz andere Ziele: Nach der Ohrfeige bei den Parlamentswahlen versucht Glättli seine Formation im Gespräch zu halten. Nur so kann er sicherstellen, dass die Medien ihn und seine Grünen weiterhin grosszügig berücksichtigen. Es ist eine Art Flucht nach vorne, und dies zum Preis, sich im Dezember bei den Bundesratswahlen erneut lächerlich zu machen.