Der Bundesverband der Deutschen Industrie, die Fraunhofer-Gesellschaft (weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung), die Unternehmensberatungsfirma Roland Berger und das ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) veröffentlichen regelmässig einen gemeinsamen Innovationsreport. Dieser vergleicht 35 führende Industrie- und Schwellenländer in Bezug auf ihre Innovationsfähigkeit. Der Bericht 2023 wertet die Daten des Jahres 2021 aus.

Als Land ohne natürliche Ressourcen ausser Wasserkraft ist die Schweiz stark auf unternehmerischen Erfindergeist angewiesen, um im Export wettbewerbsfähig zu bleiben. Aber auch die ungünstige demografische Entwicklung muss durch Produktivitätsfortschritte ausgeglichen werden, was nur mithilfe von neuen innovativen Technologien zu schaffen ist.

Vorweg das Erfreuliche: Die Schweiz, Singapur und Dänemark belegen im neuen Innovationsindikator 2023 die ersten Plätze. Der Indikator soll abbilden, wie Innovationen in einem Land generiert, eingeführt und produktiv genutzt werden. Die Schweiz belegt diesbezüglich seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 2005 den Spitzenplatz. Deutschland hat sich in dieser Zeit minim von Rang elf auf Rang zehn verbessert, während Österreich von Rang sechs sukzessive auf Platz dreizehn abgedriftet ist.

Der grösste Aufsteiger ist Singapur, das sich von Rang fünfzehn auf den zweiten Platz vorgearbeitet hat, was auf die vor Jahren neu ausgerichtete Bildungs- und Ansiedlungspolitik, aber auch auf die intensivere internationale Vernetzung und den verbesserten Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft zurückgeführt wird. Die Spitzenpositionen der Schweiz und Dänemarks werden ähnlich begründet, wobei die Schwerpunkte in der Schweiz im Pharma- und Chemiebereich sowie im Maschinenbau lägen, während in Dänemark auch wissensintensive Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielten.

Bemerkenswert erscheinen die Mittelmass-Rangierungen von USA (Rang 14), China (26), Japan (27) und Indien (32), Länder, die oft als Spitzenreiter punkto Innovation gelten. Ebenso interessant ist die Feststellung, dass es vor allem die Kleinstaaten sind, die obenauf schwingen. Mit Ausnahme von Dänemark haben die einst als besonders innovativ geltenden skandinavischen Länder in den letzten Jahren deutlich Terrain eingebüsst.

Was die Positionierung in Schlüsselindustrien anbetrifft, präsentiert sich die Welt anders: Als Schlüsseltechnologien wurden die digitale Hardware (Schweiz Rang 6) und Vernetzung (3), neue Produktionstechnologien (2), Energietechnologien (7), neue Werkstoffe und fortschrittliche Materialien (6), Biotechnologie (3) und die Kreislaufwirtschaft (5) ausgemacht.

Die Schweiz hat ihre jahrelange Führungsposition verloren und wurde von Finnland überholt. Wie die Schweiz hat auch Japan minim eingebüsst, belegt aber hinter der Schweiz immer noch Rang drei. Anders die USA, die von Platz drei auf Rang zehn abgerutscht sind, während sich China gleichzeitig von Platz siebzehn auf den sechsten Platz vorgearbeitet hat. Kein Wunder, will die US-Regierung krampfhaft eine Trendwende einleiten und China im Technologiewettstreit mittels Exportverboten und Boykotten zurückbinden.

Der Abstand Chinas zur Spitze ist nur noch gering, so dass man damit rechnen muss, dass das Reich der Mitte in den nächsten zwei, drei Jahren an die Spitze vorrückt. Gemächlicher entwickelt sich Indien, das sich in den letzten vierzehn Jahren lediglich um vier Plätze auf Rang neunzehn verbesserte.

In Bezug auf die Nachhaltigkeit liegt die Schweiz auf Rang elf, während die vier skandinavischen Länder und Deutschland die Spitzenplätze beleben. Japan auf Rang zehn, China (20), Indien (26) und die USA (28) sind wie die Schweiz trotz enormem Finanzaufwand diesbezüglich keine Pioniere.