Kennen Sie das Vertriebsmodell von Nassrasierern? Das geht so: Der Rasierer sieht oft aus, als käme er chromblitzend aus der Zukunft, und kostet fast nichts. Die unscheinbaren Rasierklingen allerdings, ohne die bekanntlich nichts geht, kosten das Doppelte und Dreifache des Apparatepreises. Bekannt ist, dass die Hersteller von Druckern und Druckerpatronen ein ähnliches Modell pflegen. Bei Wohnungen war das aber bislang unbekannt.

Jetzt ist es aber so weit. Die von der Regierung unter tatkräftiger Mithilfe ihres Klima- und Wirtschaftsministers Robert Habeck veranstaltete Wärmewende hat im Verein mit der Weigerung seit Kriegsausbrauch, auf direktem Wege russische Energie zu beziehen, dazu geführt, dass in besonders haarsträubenden Fällen die Wohnungsmiete unter der Heizkostenrechnung liegt.

Passiert ist das jetzt zum Beispiel einer Altenpflegerin aus Hamburg, die statt 80 plötzlich 452 Euro im Monat für ihre Fernwärme zahlen muss und damit mehr als für ihre Miete. Raus kommt sie aus der Nummer nicht, denn bei Fernwärme herrschen völlig unregulierte Monopolstrukturen in Deutschland. Es gibt pro Region nur einen Anbieter, die Abnehmer haben keine eigene Heizung. Sie können den Anbieter nicht wechseln, sondern erhalten ihr heisses Wasser direkt vom Stadtwerk. Und das diktiert die Preise.

Verbraucherschützer stellen schon lange fest, dass diese Monopolstrukturen dazu führen, dass die Preise für Fernwärme in Deutschland munter differieren, je nach Gusto und Verfassung des Anbieters. Hier wäre Habecks Eingreifen wünschenswert, das hat er aber vergessen.

Und so kommt es, dass die Wohnkosten in Deutschland zum Lotteriespiel geworden sind. Die Wahrscheinlichkeit, günstig davonzukommen, ist ähnlich hoch wie beim Rasieren.