Eigentlich ist die Sache simpel. Arielle, die Walt-Disney-Figur, ist eine bezaubernde Meerjungfrau – und hat auf das männliche Geschlecht durchaus anziehende Wirkung. So kommt es kaum von ungefähr, dass einer der Songs in der Originalversion «The Little Mermaid» den Titel «Kiss the Girl» («Küss das Mädchen») trug.

Das war 1989.

34 Jahre später sind solche romantischen Gedanken nicht mehr konform. Der Gender-Wahn und die Cancel-Kultur spülen die Meerjungfrau weg – und damit auch die ursprünglichen Texte. So sahen sich die Disney-Studios gezwungen, die alten Lieder zu ändern und auf das Niveau des heutigen Zeitgeists zu heben (oder zu senken).

Wo es früher hiess: «There is one way to ask her / It don’t take a word / Not a single word» («Es gibt eine Möglichkeit, sie zu fragen / Es braucht dafür kein Wort / Kein einziges Wort»), bekommen die Zuschauer nun zu hören: «Use your words boy and ask her / If the time is right / Then the time is tonight», also «Benutze deine Worte, Junge, und frage sie / Wenn der Zeitpunkt richtig ist / Dann ist es heute Nacht so weit».

Mit anderen Worten: Spontanes Küssen ist selbst auf der Leinwand strengstens verboten. Nur ein «ja» heisst «ja».

Während sich der erwachsene Beobachter ob dieser Nuancen wie im falschen Film fühlt, darf man hoffen, dass das jugendliche Publikum von dieser Diskussion nichts mitbekommt. Sonst würde es sich nicht wie im Kino fühlen – sondern wie im Kindergarten.