Der interne Vortrag bei SRF mit dem Titel «Politisch objektiv berichten» von Marko Kovic ging am Donnerstag planmässig über die Bühne. Der Schreibende, der das Engagement des sozialistischen Sozialwissenschaftlers zuvor kritisiert hatte, war freundlicherweise von SRF als Gast eingeladen.

Vorweg die gute Nachricht: Inhaltlich gibt es am Vortrag nichts zu kritisieren. Kovic hat die Unzulänglichkeiten unserer Wahrnehmung, welche uns zu tendenziöser Berichterstattung verleiten, richtig erkannt und benannt: geistige Bequemlichkeit, Vorurteile, Gruppendruck, Angst vor dem Unbekannten, Selbstüberschätzung.

Kovic zieht auch die richtigen Schlüsse: Man muss stets in Betracht ziehen, dass man selbst irrt, dass der Andersdenkende recht hat, man sollte ihm nicht a priori böse Absichten unterstellen; wenn alle gleicher Meinung sind, braucht es dringend einen Advocatus Diaboli – jemanden, der radikal und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten eine Gegenthese formuliert.

Auch die Fallbeispiele wählte Kovic treffend: den Untergang der Swissair (2001) und den Hype um das medizinische Genie Elizabeth Holmes, die in Wahrheit eine Hochstaplerin und Betrügerin war. In beiden Fällen versagten die Medien kläglich – weil sie sich für Kampagnen einspannen liessen, weil sie kritische Gegenmeinungen und Warnungen ignorierten oder gar lächerlich machten.

Doch warum hat Kovic nicht zwei aktuelle Beispiele genommen? Covid-19, den Klimawandel oder den Krieg um die Ukraine zum Beispiel. Genau bei diesen brennenden Themen wird die Dialektik des kritischen Denkens regelmässig mit den Füssen getreten. Wer vermeintliche Gewissheiten in Frage stellt, wird schnell als Klimaleugner, Covidiot oder Putin-Knecht diskreditiert.

Im Strafrecht bestimmt man die Zurechnungsfähigkeit in zwei Phasen – erstens die Fähigkeit, ein Unrecht als solches zu erkennen, und zweitens die Fähigkeit, gemäss dieser Einsicht zu handeln.

Übertragen auf SRF und Objektivitäts-Experte Marko Kovic bleibt das Zwischenfazit: Das Problem wurde erkannt – doch von der Theorie zur praktischen Umsetzung ist es ein weiter Weg.

Die 3 Top-Kommentare zu "Inhaltlich gibt es am heissumstrittenen SRF-Webinar von Marko Kovic nichts zu kritisieren. Die Frage ist: Wird es auch Konsequenzen haben?"
  • snoopisch

    SRF ist ein hoffnungsloser Fall, obwohl anscheinend zu vielen Schweizer Wählenden dafür einfach das Bewusstsein fehlt (, falls die NoBillag-Abstimmung wirklich ordnungsgemäss ablief und nicht gezinkt wurde). Daher: Man muss ihnen den Geldhahn zudrehen und die Halbierungsinitiative unterschreiben und hoffen, dass wir eines Tages nichts mehr für das unsäglich lausige Schweizer Fernsehen bezahlen müssen.

  • meier19

    Ich will gar nicht, dass SRF unvoreingenommen sachlich informiert - ich will das ich dafür nicht bezahlen muss denn schauen tu ich SRF seit Jahrzehnten bloss ausnahmsweise - auch ich habe Prinzipien und meinen Stolz. Alleine für die ca letzten 40 Jahre an linker einseitiger Propaganda hat SRF und Mitarbeiter es verdient endlich ersatzlos und für immer abgeschaltet zu werden.

  • overheadleo

    Auch die Wahl von Lehrbuchbeispielen ist taktisch gesehen tadellos: Herr Kovic will gewiss lieber seine Stelle behalten, als sich mit aktuellen Beispielen bei seinen Vorgesetzten unbeliebt machen.