Israel und die palästinensische Terrorgruppe Islamischer Dschihad haben sich nach einem fünftägigen Schlagabtausch auf eine Waffenruhe geeinigt, die offiziell am Samstagabend in Kraft trat.

Dass sie lange hält, muss bezweifelt werden. In den vergangenen neunzehn Jahren lieferten sich Israel und Dschihadisten des Gazastreifens insgesamt siebzehn Mini-Kriege.

Bemerkenswert ist, dass sie jeweils durch einen Waffenstillstand beendet wurden. Denn der Islamische Dschihad, der vom Iran unterstützt wird und sich der Vernichtung Israels verschrieben hat, verweigert direkte bilaterale Kontakte mit dem jüdischen Staat. Auch Israel will von Kontakten zu den Dschihadisten nichts wissen.

Wie war es trotzdem möglich, dass ein Waffenstillstand ausgehandelt wurde? Und lassen sich daraus Schlüsse für eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg ziehen, wo es ebenfalls keinen bilateralen Dialog gibt?

Realisierbar war das Zustandekommen der nahöstlichen Waffenruhe aus drei Gründen: Erstens schalteten sich Unterhändler ein, die sowohl von Israel als auch von den Dschihadisten als ehrliche (oder zumindest einflussreiche) Vermittler respektiert wurden. In Abwesenheit der direkt Betroffenen feilschten Ägypten, Katar und die USA über Bedingungen für ein Ende der Aggressionen und schlossen sich dabei laufend mit den Kampfparteien kurz.

Die drei Vermittler engagierten sich auch im eigenen Interesse. Kairo tat es, um die Islamisten im ägyptischen Sinai im Zaum zu halten, die im angrenzenden Gazastreifen organisiert sind. Doha wollte dafür sorgen, dass seine bisher finanzierten Projekte im Gazastreifen nicht durch israelische Angriffe gefährdet werden. Washington ging es darum, eine Eskalation der Kampfhandlungen zu verhindern, um die Verbündeten des Dschihad, die Hisbollah und vor allem den Iran nicht zu provozieren und in den Krieg hereinzuziehen.

Der zweite Erfolgsfaktor war Diskretion. Aktiv beteiligt waren, fernab von Kameras und Mikrofonen, Diplomaten und Geheimdienstler. Politiker blieben im Hintergrund. Es gab weder Staatsbesuche bei den Konflikt-Parteien noch Interviews ägyptischer oder katarischer Politiker, die sich mit ihrem Einsatz brüsteten oder die sich mit Jerusalem oder dem Gazastreifen solidarisch zeigten. Sie blieben neutral und verzichteten auf öffentlich geäusserte Ratschläge an die Konfliktparteien.

Drittens war das Ziel der Statthaltergespräche von Anfang an bescheiden. Angepeilt wurde kein Friedensabschluss, sondern lediglich ein möglichst schnelles Ende der Aggressionen. «Ruhe gegen Ruhe» war die Formel, auf die sich Israel und die Palästinenser einigen sollten. Mehr zu erwarten wäre eh unrealistisch gewesen. Denn der israelisch-palästinensische Konflikt kann derzeit nicht gelöst, sondern nur gemanagt werden.

Im Ukraine-Krieg wurden diese Erfolgsrezepte für eine Waffenruhe nicht beachtet. Es gab zwar mehrere Vermittlungsbemühungen von Drittparteien. Aber sie erfolgten erstens auf höchster Ebene. Zweitens ergriffen Politiker für die eine oder andere Seite Partei – und machten sich dadurch als ehrliche Makler unglaubwürdig.

Der Rest ist Geschichte.