Wie kann man das nur zulassen? Italien darf sich an der internationalen Buchmesse in Frankfurt präsentieren – sogar als «Ehrengast». Obwohl eine rechte Regierung am Ruder ist. Was die Organisatoren aber wohl noch nicht ahnten, als sie das Programm zusammenstellten.

Der Mist ist also geführt. Aber dann kann man doch wenigstens mit heftigen Protesten gegen diese Wahl rechnen? Oder sogar mit ein paar gepflegten Ausschreitungen vor den Ausstellungshallen?

Auch dazu kam es nicht, und das führt beim Zürcher Tages-Anzeiger zu heilloser Verwunderung. Oder besser bei der Süddeutschen Zeitung, deren Kultur-Redaktor im Schweizer Blatt darüber schreiben darf, weil die beiden Medien kooperieren.

Die öffentlichen Reaktionen zur skandalösen Kür von Italien zum Ehrengast seien ausgeblieben, schreibt der Journalist empört: «Die öffentlichen Reaktionen in Deutschland bewegen sich zwischen freundlichem Desinteresse und völliger Teilnahmslosigkeit.»

Aber Frankfurt ist vielleicht ohnehin schon verloren, denn schon in der Vergangenheit seien «rechte Verlage regelmässig» an der Buchmesse aufgetreten. Was da und dort zu einigen Proteststimmen geführt hatte.

Im Fall von Italien regt sich aber niemand auf, was den Autor nun umgekehrt furchtbar aufregt. Denn dort seien «Postfaschisten» am Ruder, welche «konsequent gegen kritische Intellektuelle» vorgehen würden.

Eine Buchmesse ist ein Ort der kritischen Auseinandersetzung. Geht es nach dem Tagi beziehungsweise dessen Arm in Deutschland, sollte diese aber nicht stattfinden. Ausladen, was der eigenen Haltung widerspricht, die Debatte im Keim ersticken, dumme italienische Wähler indirekt abstrafen – so geht das.