Es ist die Ikone des deutschen Mittelstands. Von «Mutti macht’s mit Miele», wie die Werbebotschaft des deutschen Hausgeräte-Herstellers 1957 hiess, bis zum aktuellen Slogan, «Qualität, die ihrer Zeit voraus ist», prägt Miele das Bewusstsein mehrerer Generationen von Hausfrauen und -männern.

Das Unternehmen ist in vierter Generation in Familienhand. Der Chef heisst so wie die Marke: Miele, Markus mit Vornamen. Er meldet sich jetzt zu Wort: «Wenn ein Standort in allem teurer ist, wird es schwierig.»

Dass die Familie mit dem Namen, den jeder kennt, so in die Offensive geht, hat einen traurigen Grund: Ausgerechnet zum 125. Geburtstag des Unternehmens hat Miele jetzt bekanntgeben müssen, dass es im Betrieb so nicht mehr weitergeht. Rund 2000 Arbeitsplätze muss Miele streichen. Die Produktion sei unter den schlechten Standortbedingungen in Deutschland kaum mehr möglich und werde schrittweise nach Polen verlagert – ausgerechnet dorthin, wo noch über Jahre hinweg Energie zum Grossteil aus den doch so dreckigen Kohlekraftwerken stammt.

Der Fall Miele hat Symbolwert für die Deutschland-Krise. «Im produzierenden Gewerbe brennt es lichterloh. Es droht ein Flächenbrand», warnen die Industrieverbände.

Graue Theorie? Von wegen.

Die Deindustrialisierung hat längst eingesetzt: BASF, Bosch, Volkswagen, Bayer, Conti – die besten Adressen der deutschen Industrie kündigen der Reihe nach Massenentlassungen an. Miele kommt da nur obendrauf.

Und was macht der Wirtschaftsminister? In der Sendung «RTL Direkt» sagte Robert Habeck am Montagabend: «Wir müssen Investitionen anreizen. Das sehen wir gemeinsam. Was wir noch nicht ganz geklärt haben, ist, wie wir es machen. Aber dazu ist ja erst mal notwendig, dass diskutiert wird.»

Er hätte es längst klären müssen: Das Institut der Deutschen Wirtschaft hatte bereits für Habecks erstes Regierungsjahr als Wirtschaftsminister in der Ampelkoalition errechnet, dass 2022 rund 132 Milliarden Dollar mehr Direktinvestitionen aus Deutschland abgeflossen sind, als im gleichen Zeitraum in die Bundesrepublik investiert wurden. Das sind nicht nur die höchsten Netto-Abflüsse, die jemals in Deutschland verzeichnet wurden. Deutschland erlitt damit den höchsten Kapitalabfluss aller OECD-Staaten.

Der Fall Miele war absehbar. Habeck und Co. haben ihn provoziert.