So weit ist es in Deutschland gekommen: Der ehemalige Verteidigungsminister wandte sich in der Sendung «Maischberger» direkt ans Fernsehpublikum und sagte: «Sind Sie bereit, Ihren Söhnen zu sagen, jetzt geht ihr und verteidigt euer Land?» Im Anschluss folgte ein Loblied auf die «jungen Israelis», die «ohne Einberufungsbescheid» sofort bereit gewesen seien, ihr Land zu verteidigen, als der Angriff durch die Hamas geschah.

Wie die Worte des CDU-Politikers zu verstehen waren, wurde also schnell klar: Hier sprach keiner, der hervorheben wollte, welch grausames Schicksal die in einen Krieg ziehenden Söhne und Töchter erwarten würde. Es ging nicht um eine friedenspolitische Perspektive. Im Gegenteil: Im Unterton kroch der abgestandene, schal schmeckende Appell an die Pflicht eines jeden Bürgers zum Vorschein, doch bereit sein zu sollen – ja zu müssen! –, sein Land zu verteidigen.

De Maizière veranschlagte jenen bedeutungsschwangeren Ton, zu dem Politiker seit Unzeiten ansetzen, wenn es darum geht, direkt oder indirekt für den Krieg zu mobilisieren. Zum Einzug in den Krieg, der als etwas Ehrenwertes mit ausdrucksstarkem Gestus verkauft wird, ja, dazu sollen doch bitte die jungen Menschen bereit sein – gewiss unter dem Segen der Politik. So war es schon immer.

Und in der Maischberger-Talkshow war es genauso: Kriege entstehen, weil sie politisch gewollt sind. Dann sollen Politiker selbst in den Krieg ziehen und nicht 18-, 19-jährige Teenager an die Front schicken und ihnen den «Dienst am Vaterland» als eine Art heilige Salbung verkaufen. Im Vietnamkrieg lag übrigens das Durchschnittsalter der auf dem Schlachtfeld abgeschlachteten Soldaten bei 19. Halbe Kinder.

De Maizière sollte man keine Naivität attestieren. Er ist ein erfahrener Politiker. Er weiss, was er sagt. Schon sein Handeln in Sachen «Sachsensumpf» liess tief blicken.

Übrigens: Anstatt kritisch einzuhaken, nickte Moderatorin Maischberger bei den Ausführungen von de Maizière. Noch Fragen?

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».