Es gehört nicht viel dazu, im Deutschland dieser Tage Held zu werden. Wer ein wenig gesunden Menschenverstand im Gepäck führt, ist besonders gefährdet. Dann auch noch die Chuzpe, dem nackten Kaiser seine Blösse mitzuteilen, und ehe man sich’s versieht, marschieren befreit sich freuende Massen hinter einem.

2023/2024 – eine Zeit, die Helden schafft und nötig hat.

Monika Gruber zum Beispiel. Am 10. Juni organisierte die bayerische Kabarettistin in Erding eine Demo gegen das übergriffige Heizungsgesetz der Bundesregierung, die inzwischen längst zu einem historischen Lerndatum der bundesdeutschen Bürgerbewegung geworden ist. Wer heute «Erding» sagt, der meint: Es reicht. «Die Normalen müssen wieder lauter werden», sagt Bayerns Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, und sie wurden lauter.

Während Landesvater Markus Söder (CSU) in Erding ausgebuht wurde, forderte Aiwanger, die Menschen müssten sich die «Demokratie zurückholen» und durfte sich hernach am Toben der links-woken Blase freuen. Ein Regent, der wie die Regierten spricht und ihnen das Mandat zubilligt, dass sie in einer Demokratie ohnehin haben sollten. Unerhört!

Und all das angeschoben von Monika «die Gruberin» Gruber (52), gelernte Fremdsprachensekretärin vom Bauernhof in Tittenkofen. Allein der Ortsname ein Brüller. Später sattelt sie um auf Schauspiel und gleitet irgendwann mehr und mehr zur Comedy hinüber, macht sich über Gender-verschandelte Sprache lustig und «Menschen mit Menstruationshintergrund». Geradlinig, schnell im Pointenfeuer und zuerst noch eher amüsiert über die Auswüchse der Zeit.

Doch auch die deutschen Witzbolde verstehen längst keinen Spass mehr. Zumindest nicht, wenn er nicht vom Zentralkomitee des Politbüros für korrekte Pointen genehmigt ist. Längst machen vermeintliche Satiriker von der «Anstalt» oder Jan Böhmerman (beides ZDF) Jagd auf «rechte» Kabarettisten wie Dieter Nuhr und eben Monika Gruber, die sich darum freilich einen feuchten Kehricht schert.

In ihrem jüngsten Buch «Willkommen im falschen Film» (Piper-Verlag) macht sie sich über eine Bloggerin lustig, die auf Twitter vor rechten Nadelarbeiterinnen warnt: «Rechtsextreme Frauen unterwandern aktuell aktiv auch die textile Hobbyszene (z. B. zum Thema Stricken). Bitte setzt euch aktiv damit auseinander, wer was anbietet und wer Angebote bietet.» Heil Häkler! Der Schoss ist fruchtbar noch (Berthold Brecht).

Stuss, den man sich nicht ausdenken, aber im Deutschland dieser Tage eben auch nicht durch den gebührenden Kakao ziehen darf, wie Gruber erfuhr, weil die urhebende Bloggerin Roma Maria Mukherjee sich angegriffen, beleidigt und bösem Spott ausgesetzt sah. Und während der Gegenwind für Meinungsfreiheit gegen «rechts» gar nicht hart und entwürdigend genug sein kann, ist er bei linken Antifas selbstverständlich gänzlich unerlaubt.

Doch während ihr Verlag die inkriminierte Passage «entschärfen» wollte, blieb Gruber trutzig beim geschriebenen Wort. Sie sei eher zu milde gewesen, gab sie zu Protokoll und dem verzagten Bürgertum ein weiteres Vorbild in ziviler Courage.

In einer Zeit, in der auch Quergeister aufpassen müssen, wie sie ihr Wort wider den Widersinn dosieren und wem sie Interviews geben, werden Helden wie Monika Gruber wie aus dem Nichts geboren, weil sie nicht einsehen wollen, dass die Wahrheit – wie einst in der DDR – auf dem Schwarzmarkt gehandelt und zwischen den Zeilen versteckt werden muss.

Ein Hoch auf die Gruberin!

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.