Die Investigativ-Abteilung des Schweizer Fernsehens tritt mit scharfen Geschützen gegen die Organisatoren der Fussball-WM in Katar auf. Unter dem Titel «Projekt Gnadenlos» erzählt sie auf allen Kanälen die Geschichte, wie das Emirat mit Hilfe einer amerikanischen Spionage-Firma, die grossmehrheitlich aus früheren CIA-Agenten besteht, die Fussballwelt ausspioniert haben soll. Von verwanzten Hotelzimmern ist die Rede, von 66 Spionen, die auf fünf Kontinenten aktiv waren – von einem Budget von 387 Millionen Dollar allein für einen Teilbereich der Aktion.

Die Geschichte tönt spektakulär und irgendwie beklemmend. Dunkle Gestalten aus 1001 Nacht, die der Menschheit ihre eigenen Regeln aufzwingen, inszenieren die grosse Weltverschwörung und infiltrieren auch die Schweiz.

Doch irgendwie hinkt die SRF-Theorie – stapelweise Unterlagen hin, Kisten von Bundesordnern her. Der Beitrag ist in einem Ton verfasst, der etwas wiedergibt, das seit über zehn Jahren in der Welt des Sports zum Evergreen geworden ist: Auf das Emirat Katar wird mit voller Kraft eingeprügelt. Alles, was aus Katar kommt, ist schlecht und korrupt.

Dabei könnte man die Sache auch anders sehen. Schliesslich waren es nicht die Katarer, die sich die WM-Endrunde am 2. Dezember 2010 in Zürich selber zuschanzten. Es war das Exekutiv-Komitee der Fifa, das dem Emirat den Zuschlag gab – und beispielsweise die amerikanische Kandidatur offside stellte. Dass dieser Entscheid unter mehr oder weniger sanftem politischem und wirtschaftlichem Druck aus Frankreich zustande gekommen ist, darf nicht erstaunen – und gehört letztlich zu den Gepflogenheiten in der Sportpolitik.

Die von SRF beschriebene katarische Spionage-Operation setzte aber erst mit Verzögerung ein – zu einem Zeitpunkt notabene, als die WM schon lange vergeben war. SRF stellt sich auf den Standpunkt, dass die Katarer sich mit allen Mitteln dagegen wehrten, dass ihnen die WM wieder entzogen wird. Dabei stand dies nie ernsthaft zur Debatte. Einerseits war selbst im ominösen Garcia-Report der Tatbestand der Korruption im Zusammenhang mit den WM-Vergaben nach Russland (2018) und Katar entkräftet worden, anderseits hätte sich die Fifa eine Annullation der Wahl schlichtweg nicht leisten können. Die Schadenersatz-Forderungen, die auf den Verband eingeprasselt wären, hätten ein kaum vorstellbares Ausmass angenommen.

In der SRF-Reportage wird Peter Hargitay, ein früherer Berater aus dem Fussball-Umfeld, als Opfer der katarischen Spionageattacke beschrieben. Allerdings war Hargitay in der Vergangenheit eine durchaus umstrittene Figur im Zusammenhang mit den WM-Vergaben.

So bleibt in dieser Investigativ-Story einiges im Diffusen. Fakt ist: Die WM findet ab dem 20. November in Katar statt. Und SRF wird spätestens nach dem ersten Schweizer Tor so laut jubeln, dass sämtliche Bedenken vom Tisch sind.

Die 3 Top-Kommentare zu "Katarische Spionage gegen die Fifa. SRF deckt vermeintlichen Skandal um die Fussball-WM auf. Doch viele Fragen bleiben unbeantwortet"
  • @thisworld

    Märchenstunde beim SRF! Hexenjagd…

  • Andreas M

    Die "SRF Investigativ Rundschau" ist seit längerem mit Vorsicht zu geniessen (Krypto...),schaumschlägerisch wird da kalter Kaffee aufgeschäumt der dann zuerst in Grossbuchstaben in der Tagesschau angerichtet wird um nachher in der Rundschau lauwarm zu servieren..

  • gubi

    SRF Investigativ, null Beweise, null Transparenz, ein äusserst fragwürdiger Verein. Nahe bei Fake News.