London

Natürlich sollte dies – in einer idealen Welt – keine Rolle spielen, dennoch tut es immer gut, wenn Frauenrechtlerinnen schön sind. Dass Emmeline Pankhurst so klein und schmal war, machte ihre Furchtlosigkeit noch beeindruckender. Gloria Steinem machte eine gute Figur im Bunny-Kostüm, das sie tragen musste, um heimlich Hugh Hefners Seximperium zu unterwandern. Warren Beatty gehörte zu den Männern, die die wunderschöne junge Germaine Greer vernaschte.

«Frau: erwachsener weiblicher Mensch»

Mir gefällt das, weil es Männer, die heute noch sagen: «Allen Feministinnen sollte es mal einer so richtig besorgen – bloss will das keiner», dumm aus der Wäsche gucken lässt. Und heute haben wir Kellie-Jay Keen, deren gutes Aussehen (eine Mischung von Marilyn Monroe und der jungen Königin Elisabeth II.) all denen ein besonderer Dorn im Auge ist, die sie fürchten und hassen.

«Jedes Mal, wenn Frauen über Dinge sprechen wollen, die sie direkt betreffen, werden sie niedergeschrien.»

KJK war jahrelang Labour-Mitglied, trat 2016 aber aus der Partei aus, nachdem es Transaktivistinnen und -aktivisten gelungen war, auch den linken Mainstream zu kapern. «Ich hatte Online-Labour-Gruppen gefragt: ‹Hat meine elfjährige Tochter das Recht, eine reine Frauengarderobe zu benutzen und keinen Erwachsenenpenis sehen zu müssen?›, worauf man mir zu verstehen gab, ich würde eine Perverse, die Penisse anglotze, und Transphobe heranziehen. Niemand fand, dass meine Tochter ein solches Recht habe. Und da die Parteioberen beharrlich schwiegen, war mir klar, dass meine Zeit bei Labour vorbei war.»

2018 mietete sie während des Labour-Parteitags eine Plakatfläche, auf der «Frau: erwachsener weiblicher Mensch» stand. Diese Wörterbuchdefinition war bereits so brisant, dass das Plakat von der Polizei entfernt wurde.

Doch das war erst der Anfang. Mit ihrer Kampagne für freie Meinungsäusserung, «Let Women Speak», ist KJK schon überall in Grossbritannien, den USA, Australien und Neuseeland gewesen. Und jedes Mal, wenn Frauen über Dinge sprechen wollen, die sie direkt betreffen – ihre Erfahrungen mit Gewalt und sexuellem Missbrauch, dass sie ausgeschlossen werden und ihnen gekündigt wird, weil sie der Meinung sind, die Rechte von Frauen sollten geschützt werden –, werden sie niedergeschrien und oft tätlich angegriffen von Transaktivistinnen und deren Verbündeten.

Hass von links

Und so hat KJK, die noch nie einen Konflikt gescheut hat, im März die Gründung einer eigenen «Party of Women» (Frauenpartei) angekündigt und dass sie damit bei den nächsten Wahlen gegen Labour-Chef Keir Starmer antreten werde.

Obwohl ich Starmer nicht ausstehen kann, tut er mir fast leid: In seinem Bestreben, Schottlands ehemaliger Regierungschefin Nicola Sturgeon nicht in die politische Wüste zu folgen, hat er sich insofern vom Transwahnsinn der Selbstidentifikation zu distanzieren versucht, als er erklärte, natürlich hätten «99,9 Prozent aller Frauen keinen Penis». Im Vergleich mit Kellie wird sich erst recht zeigen, dass der arme Kerl das Charisma einer verwelkten Gürtelrose hat.

Sieht man KJK, umgeben von Männern, die sie umbringen möchten, furchtlos sprechen, wird klar, dass sie eine der wichtigsten und bewundernswertesten Rebellinnen ist in diesem seltsamen Zeitalter, da Frauenhass plötzlich von links kommt und Woke, auf deren T-Shirts «hBeKind» steht, «Kill the Terfs» (Tötet transfeindliche Feministinnen) brüllen.

Aus dem Englischen von Thomas Bodmer