Das Moderatorenduo Joko und Klaas erhielt von seinem Sender Pro Sieben fünfzehn Minuten Sendezeit in der abendlichen Primetime zur freien Verfügung. Sie entschieden sich, diese nicht selbst zu nutzen, sondern die Kanzlerkandidaten von SPD, CDU und Grünen auftreten zu lassen.

Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck durften nacheinander jeweils einige Minuten lang direkt zum Publikum sprechen und Werbung in eigener Sache machen. Unterm Strich sagten sie alle das Gleiche: Wahlkampf ist Kampf, aber er muss fair bleiben, man muss miteinander sprechen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Anständig eben.

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Zum Anstand gehört es aus Sicht von Joko und Klaas offenbar auch, aus vier Anwärtern kurzerhand drei zu machen. Alice Weidel, offizielle Kanzlerkandidatin der AfD, war nicht eingeladen. Die Meinungsbildung für die Zuschauer war damit lückenhaft. Präsentieren durften sich nur diejenigen, die den TV-Machern genehm sind.

Das Magazin Stern lieferte danach dafür eine angebliche Begründung. Weidel habe «keine reelle Chance», Bundeskanzlerin zu werden, da keine Partei mit der AfD koalieren wolle. Dass ein Kanzler Habeck genauso unwahrscheinlich ist, weil die Grünen vielleicht in einer Regierung sein werden, aber mit Sicherheit nicht als stärkste Kraft, scheint keine Rolle zu spielen.

Das Hohelied, das die drei Politiker auf die Demokratie sangen, klang so jedenfalls ziemlich schräg. Würden Scholz, Merz und Habeck es ernst damit meinen, hätten sie sich der Sendung verweigern müssen. Mit dem Argument, dass sie unvollständig ist.

Aber wenn sie von Demokratie sprechen, meinen sie eben immer nur ihre eigene Vorstellung von dieser. In der haben erfolgreiche politische Gegner keinen Platz.