Wann ist es genug? Wann wird der Bundesregierung klar, dass ihr verhalten Deutschland immer tiefer in den Krieg zwischen Russland und der Ukraine treibt?

Eine aktuelle Nachricht, zeigt: Die Situation wird immer gefĂ€hrlicher. Nun soll das Hauptquartier der Nato fĂŒr die «Ukraine-Mission» in Deutschland aufgebaut werden (die Weltwoche berichtete).

Genauer gesagt: In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Durch diese Standortwahl wird Deutschland zum geografischen Zentrum der Nato-UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine. Nur um es sich vor Augen zu fĂŒhren: Es geht hier um einen heissen Krieg, der seit ĂŒber zwei Jahren gefĂŒhrt wird. Das ist kein Spass, kein Spiel, kein Ponyhof.

Ein Nato-Hauptquartier zur UnterstĂŒtzung der Ukraine soll laut Medienberichten ein Ort sein, der «fĂŒr die Koordinierung von Waffenlieferungen und AusbildungsaktivitĂ€ten fĂŒr die ukrainischen StreitkrĂ€fte» angelegt sein wird.

Sowohl die Koordination von Waffenlieferungen als auch die Ausbildung von ukrainischen Soldaten sind bereits eine sehr weitreichende UnterstĂŒtzung. Wird Russland sich das gefallen lassen? Ist es möglich, dass irgendwann ein Punkt kommt, an dem Russland ein derartiges Hauptquartier als Angriffsoption zum Schutz seiner Armee in Betracht zieht?

Hinzu kommt: Ein eigener offizieller Standort, der fĂŒr den Zweck der «UnterstĂŒtzung» der Ukraine durch die Nato gebaut wird, kommuniziert auf der symbolischen Ebene, wie weit die Nato letztlich schon in diesem Krieg mit drinsteckt. Unter dem Namen «Nato Security Assistance and Training for Ukraine» (NSATU) wir (laut Wiesbadener Kurier), das Projekt «bĂŒndnisintern» gefĂŒhrt.

Die Zeitung hat einen Bericht zu den aktuellen Entwicklungen veröffentlicht. Bemerkenswert: Bis zum spĂ€ten Nachmittag finden sich darin keine Zitate, keine Stellungnahmen vonseiten des OberbĂŒrgermeisters oder eines anderen Stadtoffiziellen.

GegenĂŒber der Weltwoche teile der Pressereferent der Stadt, Sebastian Wenzel, mit: «Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat von diesen PlĂ€nen zuvor nichts erfahren. Die Stadt wird Nato und US-StreitkrĂ€fte zeitnah kontaktieren, um Details zu klĂ€ren.»

Ein bezeichnender Vorgang fĂŒr die Gesamtsituation. Die Wiesbadener Öffentlichkeit erfĂ€hrt von der fĂŒr die Stadt so weitreichenden Entscheidung nicht vom OberbĂŒrgermeister, Gert-Uwe Mende, sondern von Jens Stoltenberg, dem GeneralsekretĂ€r der Nato.

Stoltenberg hatte nach dem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in BrĂŒssel die Nachricht bei einer Pressekonferenz öffentlich gemacht. Wie werden die Wiesbadener mit dieser Nachricht umgehen? Zu wĂŒnschen ist, dass den BĂŒrgern sowohl in Hessen als auch in Deutschland generell klar ist: Diese Situation ist brandgefĂ€hrlich.

Deutschland sollte sich auf das besinnen, wofĂŒr es einmal bekannt war: auf Diplomatie!

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine TÀter», Rubikon.