Tief in seinem Herzen ist Gerhard Pfister, Präsident der Mitte, der Philosophie treu geblieben, die er einst studiert hat. Als Kolumnist bei der Republik widmet er sich diesmal der Frage: «Woran erkenne ich einen Faschisten?»

Der Einfachheit halber bedient er sich grosszügig beim italienischen Schriftsteller Umberto Eco, den diese Frage einst auch beschäftigt hat – und übernimmt praktischerweise gleich dessen 14-Punkte-Liste.

Zu Ecos Zeiten war die Definition der Faschismus-Enttarnung vielleicht noch innovativ, heute ist sie es nicht mehr. Man erkenne diese Leute unter anderem an Traditionenkult, Nationalismus, Irrationalismus und Ablehnung der Meinungsvielfalt.

Zu jedem Punkt auf der Liste führt Gerhard Pfister als «Beweis» Personen oder Organisationen auf, die angeblich danach handeln sollen. Das sind beispielsweise Björn Höcke, die AfD generell, Herbert Kickl, Donald Trump, Wladimir Putin, Nicolas Rimoldi, die SVP – und selbst Christoph Blocher persönlich.

So weit, so unoriginell. Was Pfister offenbar nicht gemerkt hat: Wer Umberto Ecos Liste durchackert, kann heute auch zu ganz anderen Ergebnissen kommen.

Irrationalismus? Ein Beispiel dafür war die globale offizielle Corona-Politik mit wissenschaftlich nicht belegbar wirksamen Massnahmen. Ablehnung der Meinungsvielfalt? Das trifft in Deutschland nicht auf die AfD zu, sondern auf die Politik der Ampelregierung, vor allem in der Person von Innenministerin Nancy Faeser.

Wenn Pfister schon aus einer bereits bestehenden Liste eine eigene Kolumne zimmert, hätte er sich wenigstens die Arbeit machen können, sie eigenständig zu interpretieren. Einfach die Leute aufzuführen, die vom Medien-Mainstream sowieso täglich des Faschismus bezichtigt werden, zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum.