Partei. Aus. Und Schluss!

Schön wär’s, wenn es nach Parteichefs ginge, die mal so richtig «durchregieren» (Angela Merkel) wollen. Ganz so einfach ist das in der Praxis allerdings nicht.

Wenn deutsche Parteien missliebige Mitglieder loswerden wollen, habe sie es schwer.

Aus gutem Grund sind in Grundgesetz und Parteienrecht nach den Säuberungen der NS- und Stalin-Zeit hohe Hürden eingezogen worden, damit eine vermeintlich falsche Meinung vom Partei-Establishment nicht einfach zum fröhlichen Kehraus genutzt werden kann.

Das gern als Generalformel benutzte «parteischädigende Verhalten» kann nicht einfach darin bestehen, anderer Meinung zu sein als Vorstand oder manche Mitglieder.

Was wiederum nicht bedeutet, dass man Recht nicht auch zurechtbiegen kann: Waren sich die Bosse der Genossen ehedem einig, dass Ex-Senator und Bestseller-Autor Thilo Sarrazin rechts, ein vermeintlicher Rassist und auch sonst nicht gut fürs Links-zwo-drei-Image der Sozis sei, so lässt sich beim ebenfalls oft rumpelgestilzt geforderten Rauswurf von Ex-Kanzler und peinlichem Putin-Freund Gerhard Schröder leider gar nichts machen.

Und auch beim ehedem mit Kinderporno-Vorwürfen konfrontierten Ex-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy liessen die SPD-Schiedsrichter es am Ende mit einer befristeten Ruhe der Mitgliedschaft (fünf Jahre) bewenden.

Fazit: Moral macht am meisten Spass, wenn man sie mehrfach hat.

An Sarrazin, dessen Buch («Deutschland schafft sich ab») die Kanzlerin als «nicht hilfreich» eingestuft hatte, konnten die Bosse der Genossen in stiller Übereinkunft mit den Partei-Schiedsrichtern haltlos ihr Mütchen kühlen.

Bei Schröder, der sowohl als burschikoser Kumpel-Kanzler als auch mit seinem Pro-Russland-Kurs noch immer viele Fans in der SPD hat, sagt man statt Abschied leise «du, du!».

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Vor Jahren schloss die SPD Bestseller-Autor Thilo Sarrazin aus der Partei aus, Ex-Kanzler Gerhard Schröder darf bleiben. Die Genossen messen mit zweierlei Mass"
  • Edmo

    Die SPD hat es weit gebracht. Bloss weil ihr ungeliebter Ex Kanzler sich erlaubt, an der russenfeindlichen Kriegspropaganda des Westens vorbei, den Dialog mit Russland aufrecht zu erhalten, wollen die Genossen ihn canceln. Sie wollen Krieg, um jeden Preis. Schröder hat ihnen schon Hartz 4 gebracht, jetzt will der Mann auch noch Frieden. Unfassbar, wo man doch sicher ist, dass Russland wirtschaftlich vernichtet werden muss. Und wenn man dabei selbst vor die Hunde geht. Für den guten Zweck.

  • chgerth

    Und bei CumEx - dem größten Steuerbetrugsskandal in der BRD-Geschichte - leiden die Hamburger-SPD (Strippenzieher Kahrs, etc.) und der ehemalige Hamburger Bürgermeister und jetzige Kanzler Olaf Scholz unter fortgeschrittener "Amnesie" und können sich an gar nichts mehr erinnern. Auch nicht, woher und wer die jetzt aufgedeckten 220.000 € im Schließfach von Herrn Kahrs gebunkert hat. Frage: Darf ein Bundeskanzler mit so dramatischen kognitiven Störungen noch im Amt bleiben?

  • john london

    Gerhard Schröder ist der letzte grosse Politiker Deutschlands. Ich schätze, dass sein Rückhalt in der deutschen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nach wie vor sehr gross ist! Ich traue diesem Mann noch einiges sehr Gutes zu!