Schneller als gedacht hat Tesla-Chef Elon Musk die Übernahme von Twitter unter Dach und Fach gebracht. Das Management des Unternehmens, das sich anfänglich gegen die Übernahme gesträubt hatte, lenkte ein.

Massgeblich für die Kehrtwende war erstens, dass Musk Ende letzter Woche das Geld auf den Tisch legte, das er vorher nur in Aussicht gestellt hatte: Zusammen mit einem Banken-Konsortium hat er die Finanzierung gesichert; drei Viertel seines persönlichen Vermögens sind durch die Twitter-Übernahme jetzt gebunden.

Zweitens musste das Twitter-Management die leidvolle Erkenntnis gewinnen, dass derzeit niemand bereit ist, mehr für Twitter zu bezahlen als Elon Musk. Hätten sich die Chefs zu energisch gewehrt, hätte man ihnen später den vielleicht sogar strafrechtlich relevanten Vorwurf machen können, sie hätten gezielt den Aktionären geschadet.

Aber wie dem auch sei. Viel interessanter wird das, was jetzt kommt.

Elon Musk hat sein Übernahme-Angebot in das Kleid der freien Meinungsäusserung gekleidet. Er will, dass man auf Twitter wieder die Meinung sagen kann, ohne dass sich ein Heer von Zensoren selbst auf jeden leicht kontroversen Tweet stürzt.

Twitter war nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten von Selbstvorwürfen und -zweifeln geplagt. Also setzte das Unternehmen beträchtliche Ressourcen ein, um sicherzustellen, dass sich in Zukunft die Debatte im Grossen und Ganzen innerhalb der Grenzen abspielte, die das linke Establishment setzte.

Die Sperre Trumps war nur die Spitze des Eisbergs. Das Unternehmen richtete jede Faser seines Daseins danach aus, politisch korrekt zu werden. Es wurden zahlreiche neue Mitarbeiter angestellt, deren Aufgabe die Meinungspolizei war.

Diese Leute sind immer noch dort. Und von oben ist jetzt für sechs Jahre eine Kultur der Zensur gepredigt worden, in der viele Twitter-Angestellte – direkt von den woken US-Unis kommend – ihre Lebensaufgabe sehen.

Wie man aus anderen Firmen weiss, handelt es sich bei den politisch beseelten Tech-Angestellten um eine sehr einflussreiche Gruppe mit viel internem Erpressungspotenzial.

Sofern es Elon Musk ernst ist mit seinem Versprechen, die Kultur bei Twitter zu ändern, kann man sich auf einen epochalen Kulturkrieg gefasst machen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk: Was jetzt folgt, ist ein epischer Kulturkrieg innerhalb der Firma"
  • Ludwig Detusch

    Wenn Musk es ernst meint wird er nicht nur das Konto von Trump sofort entsperren, sondern auch die überflüssigen Zensoren unverzüglich entlassen. Im Übrigen halte ich Twitter aber weiterhin für kein ernstzunehmendes Medium. Gerade weil in den letzten Jahren Journalismus offenbar vor allem daraus zu bestehen scheint, auf irgendeine läppische Twitter-Nachricht zu verlinken oder sonstwie auf den dort geäusserten Covfefe Bezug zu nehmen.

  • p_lang

    Musk soll alle linken Blockwächter rausschmeissen!

  • Da wär noch was

    Habe nie auch nur im Traum daran gedacht mir einen Twitter-Account oder dergleichen zuzulegen. - Wenn Musk die Ankündigung der "freien Rede" tatsächlich durchzieht, könnte ich mir das mit dem Account aber überlegen.