15.000 neue Infektionen an einem Tag.

4 bis 5 Prozent werden danach «Long Covid» haben.

Das entspricht 500 Opfern von Langzeitfolgen innerhalb von 24 Stunden.

Diese kleine Rechnung präsentierte der ehemalige österreichische Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) diese Woche auf Twitter.

Er wollte damit aufrütteln: Tut was!

Rein mathematisch ist die Zahlenspielerei korrekt. Inhaltlich aber nicht.

Denn die Zahl der Angesteckten sagt nichts aus über mögliche Langzeitfolgen. Entscheidend ist, wer sich infiziert.

Das zeigt eine Untersuchung des deutschen Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI). Dieses hat die Abrechnungsdaten von Leistungsbezügern ausgewertet.

Zwei der Befunde sind relevant: Erstens: Etwa jede zwanzigste Infektion mit Sars-CoV-2 führte zu einem ärztlich dokumentierten Post-Covid-Syndrom. Zweitens: Mehr als 97 Prozent dieser Patienten waren zuvor schon in ärztlicher Behandlung.

Die Betroffenen wiesen demnach «signifikant häufiger spezifische somatische und psychische Vorerkrankungen auf als die Allgemeinbevölkerung», heisst es.

Dazu gehören vor allem Adipositas, Rückenschmerzen und Anpassungsstörungen.

Fast alle der 160.000 erfassten Erkrankten im zweiten Quartal 2021 waren laut dem ZI «Patienten, die bereits wegen zahlreicher, meist chronischer Erkrankungen in vertragsärztlicher Behandlung waren».

Das Zentralinstitut hält unmissverständlich fest: «Nur sehr selten erkranken Menschen am Post-Covid-Syndrom, die bis zur Sars-CoV-2-Infektion völlig gesund waren.»

Keine Frage: Wer noch über Monate hinweg an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung leidet, ist zu bedauern. Es ist aber nicht zulässig, jeden Erkrankten zu einem potenziellen Langzeitopfer zu erklären, wie es derzeit geschieht.

Denn die Zahlen zeigen klar: Gesunde Leute trifft es so gut wie nie.