ÖVP, SPÖ und Neos führen derzeit Gespräche, um erstmals in der Geschichte von Österreich eine Regierung aus drei Parteien zu bilden. Die Verhandlungen verlaufen laut Beobachtern zäh, weil es wenig Schnittstellen zwischen den Partnern in spe gibt.

Inzwischen ist Bundeskanzler und ÖVP-Obmann Karl Nehammer offenbar auch bereit, zugunsten der SPÖ Wahlversprechen zu brechen. Keine Steuererhöhungen, so sagte er im Wahlkampf. Die Sozialdemokraten fordern das Gegenteil – und Nehammer scheint willig zu Zugeständnissen, um sein Amt zu retten.

Der Politkommentator Peter Westenthaler nannte den Bundeskanzler in einer Diskussionssendung deshalb einen «Polit-Heiratsschwindler»: Er habe vor dem Ja-Wort seiner Wähler Dinge in Aussicht gestellt, die er nun nicht liefere.

Das scheinen die Österreicher ähnlich zu sehen. Würde heute neu gewählt, würden die drei Parteien, die koalieren wollen, zusammen gerade mal noch auf 40 Prozent kommen, weit weg von einer parlamentarischen Mehrheit.

Dafür legt die Wahlsiegerin FPÖ, die in die Opposition verbannt werden soll, in den Umfragen weiter zu. Sie kommt mittlerweile auf 35 Prozent, während es bei den Wahlen noch knapp 29 Prozent gewesen waren.

Bei der Frage, wen sie sich als neuen Bundeskanzler wünschen, entscheiden sich gerade einmal 16 Prozent der Befragten für Karl Nehammer – den amtierenden und wahrscheinlichen nächsten Regierungschef.