Im Oktober 2023 finden in der Schweiz die National- und Ständeratswahlen statt. Zum Wahlkampf gehören auch Auftritte in den Medien, an Wählerversammlungen und Podien. Politische Neulingen sind dann oft überrascht, mit welcher Unverfrorenheit die Gegner auftreten und auch vor Lügen und Diffamierungen nicht zurückschrecken.

Hier die zehn fiesesten Tricks der Wahlkampf-Rhetorik, gegen die auch ich anzukämpfen hatte:

Angriffe auf persönlicher Ebene: Mit Attacken auf die Person des Gegners wird zwar das Gesprächsklima zerstört, aber gleichzeitig wird der Gegner in die Defensive gedrängt, wenn man ihm Interessenskonflikte, fachliche Lücken oder fehlende Lebenserfahrung vorwirft.

Keulen aller Art: Verbale Keulen wie Nazimethoden, Rassismus, Vorwürfe wie Ausgrenzung, Antisemitismus, Klimaleugner, Isolationisten, Rosinenpicker, soziale Kälte, unsolidarisches Verhalten, gegen internationales Recht oder Menschenrechte und Schimpfworte wie Neoliberale, Milliardäre, Scheinasylanten etc. gehören zum Repertoire.

Verzerren und Umkehren der Argumente: Wer Grenzen für die Zuwanderung unterstützt, dem wird Mitschuld für Ertrinkende im Mittelmeer vorgeworfen. Wer für eine tolerante Haltung zum Islam eintritt, gilt als Terror-Unterstützer. Wer Gräueltaten verurteilt, dem wird politische Instrumentalisierung der Opfer und der Terroranschläge unterstellt.

Anekdoten erzählen und falsche Vergleiche: Statistiken mögen ein präzises Bild der Realität zeichnen, aber Geschichten, vor allem emotionale, klingen oft glaubwürdiger, selbst wenn sie erfunden sind. Viele Vergleiche hinken, aber das heisst nicht, dass sie in Diskussionen nicht effektiv eingesetzt werden können, denn der Mensch denkt häufig in Analogien.

Das Gespräch zerstören: Die verwerflichste, aber oft wirkungsvollste Strategie ist, das Gespräch bewusst zu zerstören. Unterbrechungen, ins Wort fallen, sinnlose Fragen stellen, ständiges Widersprechen, allgemeine Floskeln, die keinen Widerspruch zulassen, den Gegner der Lüge oder Teilwahrheiten bezichtigen, Verbeissen in kleine faktische Fehler oder Versprecher des Gegners sind die üblichen Taktiken.

Vom Thema ablenken: Wenn Argumente fehlen, wird oft vom Thema abgewichen, und es werden Nebenkriegsschauplätze hochgespielt. Damit kann man zwar Diskussionen nicht gewinnen, aber es verstreicht wertvolle Zeit, die der Gegner nicht für seine Argumentation nutzen kann.

Den Moralisten spielen: Moralische Empörung kommt in Diskussionen immer gut an. Wer sich als Verteidiger der Menschenwürde, als Beschützer der Schwachen und Minderheiten oder als Retter der Zivilisation aufspielt, nimmt seinem Gegner jede ethische Legitimität.

Autoritätsbeweis: Auch Koryphäen können irren. Der Autoritätsbeweis ist deshalb die schwächste Beweisführung. Dennoch wird er oft eingesetzt, wenn echte Argumente fehlen.

Metaphern und Sprichwörter: Sprichwörter und Metaphern führen oft zu Erheiterung und zu emotionalen Pluspunkten für den Referenten. Selbst wenn eine ernsthafte Hinterfragung solcher «Weisheiten» diese als plumpe Sprüche entlarven würde, bleiben sie im Gedächtnis des Publikums oft lange präsent.

Statistiken manipulieren, zerzausen und Glaubwürdigkeit von Quellen in Frage stellen: Statistiken werden als Einzelmeinung betitelt. Andere Statistiken werden als untauglich, falsch oder nicht überprüfbar verhöhnt. Statistiken werden dramatisiert, indem grosse Zahlen, Millionen und Milliarden, hochgespielt werden. Geht es um eine Verniedlichung oder Beschönigung, werden Zahlen und Fakten mit Prozentzahlen relativiert.