Tucker Carlson erntet von Kollegen und Regierungen viel Schelte, dass er mit Putin gesprochen hat. Er lasse sich als Propaganda-Plattform missbrauchen, heisst es allenthalben.

Der Weltwoche erklÀrte der US-Journalist, warum er unbedingt mit Putin sprechen wollte.

«In einer funktionierenden Demokratie wĂ€re es die Aufgabe der Nachrichtenmedien, über die wichtigsten Themen unserer Zeit zu berichten.» Dazu gehöre zentral der «Krieg in der Ukraine». Und zwar mĂŒsse man alle Seiten anhören.

«Meine Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine die westliche Zivilisation gefÀhrdet, ist mit der Zeit nicht schwÀcher, sondern stÀrker geworden», erklÀrte Carlson im Weltwoche-Interview letzten September weiter.

Und er prÀzisierte: «Es geht um einen potenziellen Atomkonflikt zwischen SupermÀchten. Sollten wir da nicht alles wissen, was wir können?»

Nun hatte Carlson Gelegenheit, Putin direkt zu fragen.

Zu einem möglichen Dritten Weltkrieg sagte der russische PrÀsident: «Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, in einen globalen Krieg verwickelt zu werden, und ein globaler Krieg wird die gesamte Menschheit an den Rand der Zerstörung bringen. Das ist offensichtlich.»

Carlson fragte Putin auch nach einem möglichen Atomkrieg: «Glauben Sie, dass die Nato befĂŒrchtet, dass es zu einem globalen Krieg oder einem nuklearen Konflikt kommt?»

Der Westen versuche, seine Bevölkerung mit dem Mythos einer russischen Bedrohung zu erschrecken, antwortete Putin: «Sie versuchen, ihre eigene Bevölkerung mit einer imaginĂ€ren russischen Bedrohung einzuschĂŒchtern. Das ist eine offensichtliche Tatsache. Und denkende Menschen, [
] Analysten, diejenigen, die sich mit echter Politik beschĂ€ftigen, einfach kluge Menschen, verstehen sehr wohl, dass dies nicht stimmt. Sie versuchen, die russische Bedrohung zu schĂŒren.»

Das sind bemerkenswerte Worte, die Carlson Wladimir Putin entlockt hat!

Allerdings hÀtte der Reporter an dieser Stelle eine Frage nachschieben sollen: «PrÀsident Putin, warum haben Sie denn wiederholt unverhohlen mit Ihrem Nukleararsenal gedroht?»

Zuerst tat dies Putin unmittelbar vor der Invasion im Februar 2022, als er vor «Konsequenzen» warnte, wie sie die Welt «in ihrer gesamten Geschichte noch nie gesehen hat», sollte sich jemand Russland in den Weg stellen.

Putins apokalyptische Drohungen scheinen entweder nicht ernst gemeint gewesen zu sein, oder sie gelten nicht mehr.

Im Interview mit Carlson bezeichnete Putin Berichte ĂŒber eine (auch atomare) russische Bedrohung allesamt als unwahr. Sie wĂŒrden seitens der Nato vorgebracht, um den westlichen Steuerzahlern Geld fĂŒr den Krieg in der Ukraine abzujagen und Russland in die Knie zu zwingen: «Man hat allen, inklusive uns, die ganze Zeit versucht, Angst einzujagen. Morgen wird Russland taktische Atomwaffen einsetzen. Morgen wird Russland das einsetzen. Nein, ĂŒbermorgen. Wozu? Um in der Konfrontation mit Russland auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz zusĂ€tzliches Geld von den amerikanischen und europĂ€ischen Steuerzahlern zu erpressen. Aber das Ziel ist es, Russland so weit wie möglich zu schwĂ€chen.»