Als zwei Giganten wider die Macht der Zwietracht, wider die «unipolare» Weltordnung traten sie auf.

«Angesichts der Veränderungen in der Welt […] wird China mit Russland zusammenarbeiten», erklärte Xi beim Treffen mit Putin in Usbekistan. «Um ihrer Verantwortung als grosse Länder gerecht zu werden und eine führende Rolle dabei zu spielen, bringen [China und Russland] Stabilität in eine Welt des Wandels und der Unordnung.»

Angriffskrieg in der Ukraine – ist das die «Verantwortung» und «Stabilität», von der Xi spricht?

Das letzte Mal trafen sich die beiden kurz vor der Eröffnungsfeier der olympischen Festspiele in Peking. Das war Anfang Februar. Damals bereits verkündeten sie eine Partnerschaft «ohne Grenzen» und schworen sich gegenseitig Treue im Kampf gegen den Westen.

Kurz darauf schickte Putin seine Truppen in die Ukraine.

Jetzt bedankte er sich für Chinas «ausgeglichene» Position im Konflikt. Xi würdigte Russlands Festhalten am Ein-China-Prinzip. Sollte China dereinst Taiwan einverleiben wollen, weiss Xi Russland auf seiner Seite. Die eine Hand wäscht die andere.

Als grosse Brüder präsentieren sie sich. Die beiden nennen sich «mein alter Freund» und «lieber Genosse». Man sei sich praktisch in allen Einschätzungen der Weltlage einig, versicherte die russische Seite nach dem Treffen.

Doch in Minne verlief das Rendezvous dann wohl doch nicht. Natürlich habe er Verständnis für Xis Fragen und Bedenken zur Lage in der Ukraine, so Putin. Russlands Krieg hat Zehntausende von Menschenleben gefordert. Er beschert der Weltwirtschaft steigende Lebensmittel- und Energiepreise.

Die grösste Konfrontation zwischen Moskau und dem Westen seit dem Kalten Krieg liegt quer auf dem Weg Chinas an die Weltspitze. Sie gefährdet den Handel, den Peking dringend braucht.

Folglich achtet Xi darauf, Russland keine materielle Unterstützung zukommen zu lassen, die westliche Sanktionen gegen Chinas eigene Wirtschaft auslösen könnte.

Im Tandem mit China ist Putin ein Zwergpartner.

Vorne lenkt Xi. Sein Reich ist bereits führend in Technologien des 21. Jahrhunderts wie künstliche Intelligenz, regenerative Medizin und leitfähige Polymere.

Hinten pedalt Putin. Einst Spitze in der weltweiten kommunistischen Hierarchie, ist Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 zu einem ökonomischen Zwergstaat der Grösse Italiens geschrumpft.

Da sollte man sich von der ostentativ demonstrierten Einheitsfront der beiden Autokraten gegen die «unipolare» Weltordnung nicht zu sehr beeindrucken lassen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Putin und Xi beschwören Einheitsfront gegen den «unipolaren» Westen: Sie wollen «verantwortungsvolle» Mächte sein. Ihr Treffen war ein inszeniertes Blendwerk"
  • martin.flueckiger

    Wenn schon Cassis den Selenski als Freund benennt dürfen auch Xi und Putin sich als Freunde begrüssen, nur so nebenbei Herr Gehriger.

  • mj

    Nein, Herr Gehriger, der Krieg beschert der Weltwirtschaft weder steigende Lebensmittel- noch Energiepreise. Dieses Problem gründet vor allem in einer total unsinnigen Umweltpolitik und einem Komplettversagen der weltweiten Budgetpolitik und dies seit Jahren - das wissen Sie natürlich auch, aber was macht man nicht alles für Klicks.

  • Alpensturm

    Herr Gehrtiger, wer so austeilt sollte eine reine Weste haben. Der Westen hat unzaellige Kriege in den letzten 40 Jahren geführt und angezettelt. Die prominentesten Beispiele sind der Nato-Angriffskrieg gegen Libyen 2011 und der US-Angriff auf den Irak 2003. Der Ukraine Krieg wurde ebenfalls von den USA mit Hilfe der Nato provoziert. Ich finden auch, dass vor allem in China vieles nicht so gut läuft, aber wir im Westen sollten schön die Klappe halten und zuerst vor der eigenen Türe kehren.