Der Militärputsch in der zentralafrikanischen Republik Niger ist keine lokale Machtübernahme unzufriedener Militärs, sondern ein Ereignis von internationaler Bedeutung. Die USA und die Europäische Union sind davon ebenso betroffen wie Russland und China.

Wie ernst vor allem Frankreich, die ehemalige Kolonialmacht, die Lage nimmt, erkennt man daran, dass Paris umgehend mit der Evakuierung eigener Staatsbürger und jener anderer EU-Staaten begonnen hat.

 

Viel bedeutsamer für Paris ist der Umstand, dass Niger der wichtigste Lieferant von Uran für französische Kernkraftwerke ist. Was billiges russisches Gas für Deutschland bedeutete, ist preiswertes nigrisches Uran für Frankreich.

Daher kommt auch der Rolle Russlands bei dem Putsch Bedeutung zu. Als besorgniserregend sehen westliche Beobachter, dass Demonstranten in der Hauptstadt Niamey russische Fahnen schwenken. Auch eine mögliche Rolle der russischen Söldner-Truppe Wagner bei dem Umsturz wird diskutiert.

Beim jüngsten Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg hat Kremlchef Wladimir Putin gute Beziehungen zum Schwarzen Kontinent betont. Sechs afrikanischen Ländern bot er kostenlose Getreidelieferungen an. Im Gegensatz zu europäischen Nationen war Russland nie Kolonialmacht in Afrika. Im Gegenteil: Die Sowjetunion unterstützte die Freiheitskämpfe der Afrikaner.

Ein weiterer wichtiger Akteur in Niger ist China, das als zweitgrösster ausländischer Investor im Land nach Frankreich gilt. Chinas Investitionen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Exploration von Öl und Uran. Trotz des Putsches setzen chinesische Unternehmen ihre Aktivitäten fort und beobachten die Lage, während sie zu Stabilität in Niger aufrufen.

Auch militärisch ist Niger für den Westen wichtig. In dem Land sind deutsche und französische Truppen stationiert. Wichtiger ist jedoch, dass die USA seit 2016 in Niger die «Niger Air Base 201» betreiben, eine ihrer wenigen ständigen US-Militärbasen in Afrika.

Die 3 Top-Kommentare zu "Militärputsch in Niger – und in der Hauptstadt schwenken Demonstranten russische Flaggen. Warum?"
  • sonja d.

    Die Russen bilden zudem seit vielen Jahren Fachkräfte aus. Das heisst: Afrikaner oder Kubaner kommen über russ. Stipendien nach Russland, werden Mediziner, Ingenieure, ITler u.ä. u. gehen danach zurück in die Heimat. Müssen sie unterzeichnen. Russland ear, wie erwähnt, nie Kolonialmacht auch China nicht. Und: Bei solchen Konflikten google ich immer, Bodenschätze in X ..u. dann wird klar, warum der sog. Westen dort agiert mit gnadenloser Ausbeutung. Wir bekommen die Menschen, die dann fliehen.

  • HJM

    Zum Glück war die Schweiz nie an der Kolonialisierung beteiligt! Sollen doch die Schweiz-Kritiker die da bei uns im vollen Fressnapf liegen und in die EU wollen mit der 🇨🇭 endlich in alle Himmelsrichtungen auswandern sofort. Und dort ihr Glück (Geld) suchen.

  • alex lo

    Jetzt ist den USA/EU Russland beim Regime-Change zuvor gekommen. Man muss das sportlich nehmen. Bei der Ukraine war es 2014 umgekehrt.