CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat im Deutschen Bundestag eine Mehrheit für seinen Asyl-Stopp-Antrag gefunden: Gegen Linke und Grüne, aber mit der AfD. Nun wird ihm vorgeworfen, die «Brandmauer» eingerissen zu haben.

In den sozialen Medien geht es seither hoch her. Der Tenor: Achtzig Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur hätten nun wieder Rechtsextreme Macht im Parlament erhalten.

Die Tonlage ist auf X besonders schrill. Klimaaktivistin Luisa Neubauer klaut ein Zitat ihrer Ikone Greta Thunberg und brüllt: «How dare you, Friedrich Merz?»

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beklagt, es handle sich um die «erste Mehrheit jenseits der demokratischen Mitte» seit 1945, wobei er grosszügig seine eigene Partei, die Grünen und die Linkspartei in der politischen Mitte ansiedelt.

Apropos Die Linke: Sie bezeichnet es als «Tabubruch», dass ein Antrag mit den Stimmen von demokratisch gewählten Parlamentsmitgliedern durchgekommen ist.

Deutsche Medien teilen die Entrüstung wacker. Für die linke Taz ist Friedrich Merz die «Abrissbirne der Demokratie» – nachdem er eine demokratische Abstimmung gewonnen hat. Als «abschliessende Wertung der Redaktion» folgt ungehalten: «Scheiss Nazidreckskack plus FDP».

Bundeskanzler Olaf Scholz ist für den Spiegel hingegen «ein tragischer Held» – obwohl seine Politik der letzten Jahre sehr viel eher an ein Abrisskommando erinnerte.

Zwischen die Stimmen der Empörten schmuggeln sich auch Satire-Accounts, die oft nicht enttarnt und entsprechend bejubelt werden. Beispielsweise, wenn eine fiktive Person behauptet, sich gerade an einer Demonstration für ein Verbot der CDU starkzumachen.

Demonstriert wurde in der Tat vor dem Sitz der CDU. Ein paar hundert Leute hatten sich dorthin verirrt. Die nackte Aufregung in den (sozialen) Medien hat es wohl noch nicht ganz auf die Strasse geschafft.