Der Bundesrat hat gestern die Eckwerte seines Sparpaket der Öffentlichkeit präsentiert. Er will ab dem Jahre 2027 zirka 3,6 Milliarden Franken sparen. Interessanter ist, wo Finanzministerin in dieser Hinsicht den Hebel ansetzen will – unter anderem bei der Kinderkrippen-Förderung.

Ja, der Bund fördert in Form einer Anschubfinanzierung solche Einrichtungen – und dies seit 20 Jahren. Eigentlich müsste man annehmen, dass es nach einer 20-jährigen Kita-Kaskade in dreistelliger Millionenhöhe im ganzen Lande genügend ausserfamiliäre Betreuungsstätte für Kleinkinder gibt. Dem ist aber offensichtlich nicht so, denn während der laufenden Session hat das Parlament eine weitere Verlängerung der Kita-Finanzierung beschlossen.

Und nun das: Karin Keller-Sutter (FDP) will im Rahmen des Sparprogrammes die Unterstützung ab 2030 einstellen und allein auf diesem Wege 900 Millionen Franken sparen. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat vor einigen Tagen in einem Interview mit der NZZ vor einem solchen Schritt gewarnt. Seine Plädoyer für Krippen lässt einen allerdings fast sprachlos.

«Wenn Sie etwa die Kitas nicht finanzieren, verschwinden die Kinder deshalb nicht – es muss sich einfach jemand anderes um sie kümmern. Es bezahlen dann die Familien, vor allem die Frauen, obwohl das eine gesellschaftliche Aufgabe wäre», so Wermuth.

Der Aargauer Politiker sagt also genau genommen, wenn der Bund die Kita-Gelder streicht, müssen sich die Familien selber um die Kinder kümmern. Meint er das in vollem Ernst?

Bisher gingen wir von der Annahme aus, dass für die Betreuung des Nachwuchses in erster Linie ihre Erzeuger in der Verantwortung stehen. Aber in der verqueren Logik von Wermuth ist das Kinderkriegen zwar privat, für die Betreuung des Nachwuchses zahlt aber der Staat.

Wie steht es mit der Eigenverantwortung?