Opposition ist im Grunde gar nicht so schwer. Kritisiere die Regierung. Mache den Menschen deutlich, welche negativen Folgen das Regierungsprogramm für sie hat. Entwickle Alternativen. Und wenn sich Protest gegen die Regierung regt, versuche ihn aufzugreifen.

Eigentlich einfach, könnte man meinen. Doch Friedrich Merz, der Vorsitzende der grössten Oppositionspartei, kommt immer wieder ins Schlingern. Eine klare Linie? Fehlanzeige. Ein überzeugender Kurs? Nicht zu erkennen. Mal poltert Merze gegen die Ampelregierung. Dann wieder kooperiert er mit ihr. Dafür mag es ehrenwerten Motiven geben. Opposition funktioniert so aber nicht.

Jüngste Beispiel: die Bauernproteste.

Seit Dezember letzten Jahres organisieren Bauern massive Protestaktionen gegen die Bundesregierung. Dabei ging es ursprünglich um die Streichung von Steuersubventionen. Inzwischen sind die Bauern zu einem Symbol für all jene Normalbürger geworden, die den rot-grünen Politprojekten kritisch gegenüberstehen.

Anfangs stellte sich die CDU hinter die Bauern. Man brachte sogar einen Antrag zur dauerhaften Agrardiesel-Entlastung in den Bundestag ein. Insbesondere Markus Söder stellte sich vollmundig an die Seite der Landwirte. Doch nun droht CDU-Chef Merz mit Liebesentzug und wendet sich gegen Blockaden und brennende Reifen.

Keine Frage: Brennende Reifen sind ein No-Go. Sie stellen eine Form von Gewalt dar. Sich von ihr zu distanzieren, ist eine Selbstverständlichkeit – auch wenn umgekehrt viele linke Politiker die Gewalt ihrer Klientel von Antifa und Co. gerne herunterspielen.

Doch Blockaden sind für Landwirte eine der wenigen Möglichkeiten, wirkungsvoll auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Landwirte können nicht streiken wie Lokführer. Wer Bauern das Recht absprechen will, Strassen und Plätze zu blockieren, nimmt ihnen ein wichtiges Kampfmittel. Landwirte sind der natürliche Partner der Unionsparteien.

Oppositionschef Merz scheint selbst das zu vergessen.