Im Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen. Die westlichen Verbündeten und viele weitere Staaten rund um die Welt machten darauf das, was Staaten immer machen, wenn sie nicht ihre eigenen Bürger in den Krieg schicken wollen: Sie verhängten Sanktionen. Bis Ende Dezember 2023 verfügte die EU insgesamt 1435 heute noch gültige Sanktionen gegen Russland. Übertroffen wurde sie nur noch von der Schweiz, die bis dahin knapp 2000 Handelsbeschränkungen auf den Weg gebracht hatte.

Sanktionen treffen in der Regel auch immer diejenigen, die die Sanktionen beschlossen haben, allerdings in einer anderen Stärke, heisst es vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Laut Simulationsberechnung der Wirtschaftsforscher hätte eine komplette Entkoppelung Russlands zu einem Einbruch des dortigen Bruttosozialprodukts um 9,7 Prozent führen müssen. Ein Handelskrieg würde Russlands Wirtschaft damit langfristig empfindlich treffen. Die USA und weitere westliche Verbündete, unter anderem Deutschland und die in diesem fall gar nicht neutrale Schweiz, hätten hingegen nur einen kurzfristigen und weitaus geringeren Einbruch ihrer Wirtschaftsleistung zu befürchten.

Tatsächlich sehen die Zahlen so aus: Das massgebliche Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent gefallen. In der Europäischen Union stieg es um 0,4 Prozent, in der Schweiz um 0,7 Prozent. Russland schaffte dagegen nach Angaben der staatlichen Statistiker aus Moskau ein Plus 3,6 Prozent.

Was das heisst?

Entweder sind wir gerade in dem vorhergesagten kurzfristigen Einbruch. Er dauert allerdings jetzt schon ziemlich lange. Oder die russischen Zahlen sind schöner gerechnet, als die Wirklichkeit aussieht. Oder aber das, was die Wirtschaftsforscher sagen, ist nichts als graue Theorie. Bislang jedenfalls ist das Ergebnis so: Wirtschaftssanktionen treffen vor allem die, die sie verhängen.