Die jüngste Meldung aus Saudi-Arabien ist aus mehreren Gründen spektakulär: Im Land, wo sich Frauen bis vor vier Jahren nicht ans Steuer setzen durften, werden jetzt – Lokführerinnen rekrutiert.

So erpicht sind saudische Ladys, von ihren neuen Rechten und Möglichkeiten Gebrauch zu machen, dass sich auf ein Inserat, in dem dreissig Fahrerinnen für Hochgeschwindigkeitszüge gesucht wurden, 28.000 Bewerberinnen meldeten.

Die Personalmanager haben nun die nicht ganz leichte Aufgabe, die geeignetsten auszuwählen: In einem ersten Schritt werden diejenigen ausscheiden, die weder einen akademischen Hintergrund noch Englischkenntnisse haben. Das werde die Zahl der Kandidatinnen um etwa die Hälfte reduzieren, schätzen die Manager. Aber auch dann bleiben noch rund 14.000 Frauen, die gerne eine der dreissig offenen Stellen besetzen würden.

Am Ende wird wohl das Glück darüber entscheiden, wer einen Job als Zug-Fahrerin erhält. Bis Mitte März sollen die Auserwählten ihre Verträge erhalten. Wer es in die engste Auswahl geschafft hat, wird während eines Jahres ausgebildet.

Dass die modernen Hochgeschwindigkeitszüge, die auf der 450 Kilometer langen Strecke zwischen den heiligen Städten Mekka und Medina verkehren, künftig auch von Frauen gesteuert werden sollen, ist zumindest symbolisch ein Zeichen dafür, dass es dem Königreich mit dem Grundsatz «Gleiche Rechte für alle Bürger» ernst ist.

Bis vor wenigen Jahren stand den Frauen Saudi-Arabiens nur eine geringe Zahl von Jobs offen. Doch jetzt steigt ihre Erwerbsquote, vor allem auch im privaten Sektor. Die Vision 2030, mit der sich das Land von der Ölabhängigkeit lösen will, ermuntert nicht nur Männer, sondern auch Frauen, ihre Leidenschaften im Berufsleben umzusetzen.

Zum Beispiel in der Führerkabine einer Lok.