Im Spätherbst 2021 erreichte der Kulturkampf um Corona mit dem faktischen Impfzwang seinen Höhepunkt – und der Humorpegel von Mike Müller einen einsamen Tiefpunkt.

Der bekannte Comedian schrieb damals auf Twitter: «Ist der Freiheitsverlust, den wir dank den Skeptiker-Idioten hinnehmen müssen, eigentlich durch die Verfassung abgesichert? Frage für ein ungeimpftes Arschloch.»

Die schiere Wut und Verbitterung, die aus den beiden Sätzlein schäumt, erstickten jeden Hauch von Ironie im Keim. Ein humoristischer Supergau. Das Lachen war den Humoristen der Nation schon lange zuvor vergangen. Ausgerechnet in einer Zeit der heillosen Polarisierung, wo man sie so dringend gebraucht hätte, verstrickten sie sich in einen bierernsten Grabenkrieg. Die «Covidioten» Marco Rima und Andreas Thiel waren die Banner-Träger des einen, die «Zeugen Coronas» Viktor Giacobbo und Mike Müller des anderen Lagers. Zwischen den Fronten die Todeszone.

Gut zwei Jahre später streckt die Zeitschrift Schweizer Monat die Hand zur Versöhnung aus: Thiel und Müller im Doppel-Interview.

Doch keiner der beiden schafft es, über den eigenen Schatten zu springen. Sprich: sich selber auf die Schippe zu nehmen.

Mike Müller stellte gleich am Anfang klar, wie lustlos und widerwillig er der Einladung zur Vergangenheits-Bewältigung gefolgt war. Kein kritisches Wort zur eigenen Rolle.

Die Humorszene scheint an einer besonders heimtückischen Variante von «Long Covid» zu leiden. Eine Heilung ist auch zwei Jahre danach weit und breit nicht in Sicht.