SRF betreibt gerne sogenannten Medienjournalismus. Unter dem Begriff versteht die Branche, die Berichte der Konkurrenz unter die Lupe zu nehmen und darüber zu urteilen. Der Staatssender hat im Radio sogar ein eigenes Gefäss – mit dem sinnigen Namen «Medientalk». Moderiert wird das Format von Salvador Atasoy.

Das ehemalige Mitglied des Projektteams der Gratiszeitung Blick am Abend sprach im jüngsten Programm über das Jahrbuch «Qualität der Medien» des FÖG, des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich. Dessen Direktor, Mark Eisenegger, untersuchte mit seinem Team den Zustand der Medienlandschaft Schweiz. Das ist löblich. Denn es ist tatsächlich ein wichtiges Thema, dass die Wissenschaft immer wieder kritisch untersucht, wie die Medien arbeiten.

Atasoy, ehemaliger Leiter des Lifestyle- und Moderessorts der Ringier-Gratiszeitung, nutzte den «Medientalk» dafür, die Qualität der Weltwoche infrage zu stellen. Er wolle über die «Weltwoche als Qualitätsmedium sprechen», kündigte der ehemalige Präsident der Berner Sektion des Schweizer Syndikats Medienschaffender an. Immerhin, so Atasoy, vertrete die Weltwoche bezüglich des Kriegs in der Ukraine «eigene Meinungen».

Auf Twitter habe der SRF-Moderator gelesen, dass man das FÖG-Jahrbuch nicht ernst nehmen könne, weil die Weltwoche darin gut abschneide. Um dann sogleich selbst die Behauptung aufzustellen mitsamt rhetorischer Frage, wenn ein Medium – gemeint ist die Weltwoche – Artikel bringe, die allen journalistischen Standards widerspreche, ob das für das Rating nicht problematisch sei.

Zur Überraschung des SRF-Mannes verteidigte Studienautor Eisenegger das im Leutschenbach wenig populäre Blatt. Die Zeitung habe generell eine gute Qualität, so der Experte, die Weltwoche ordne ein und fokussiere sich auf relevante Themenbereiche.

Um dann das Problem genau zu benennen. Wir seien alle Opfer unserer eigenen anekdotischen Evidenz, so Forscher Eisenegger. Man habe einzelne problematische Beiträge im Fokus und leite daraus ein Muster ab.

Im Fall des Ukraine-Konflikts bedeutet dies konkret: SRF befürwortet eine militärische Lösung, ist für Waffenlieferungen und setzt auf einen Sieg der Ukraine. Die Weltwoche glaubt an keine militärische Lösung und macht sich stark und hofft auf Friedensverhandlungen.

Mit Medienqualität hat das allerdings gar nichts zu tun.