Man verliert allmählich den Überblick. Wie oft konnte Gilles Marchand, der Noch-Generalsekretär der SRG, im Blick oder im Schwesterblatt Sonntagsblick eigentlich bereits in ausführlichen Interviews erklären, wie wichtig das öffentlich-rechtliche Radio und TV für die Schweiz ist?

Am Sonntag durfte er jedenfalls wieder einmal. Die Botschaft bleibt immer dieselbe. Nur die Lautstärke dimmt er dieses Mal nach unten.

Einst fand Marchand mit Helm auf dem Kopf aus dem Schützengraben: «Ein Angriff auf die SRG ist ein Angriff auf die Schweiz.» Mit dieser Aussage konfrontiert, findet er nun, sie sei verkürzt gewesen. Heute sagt er: Es gehe «eine wichtige Säule der Schweiz verloren», wenn die SRG nicht mehr in allen Landessprachen produziere. Was übrigens gar nie jemand gefordert hat.

Nicht alle würden verstehen, beklagt Marchand, «dass wir dem Gemeinwohl dienen». So viel Selbstlosigkeit rührt. Vor allem von einem, der zuletzt 517.950 Franken Jahresgehalt kassierte. Der Gebührenzahler berappt sein «Gemeinwohl» also selbst.

Im ganzen langen Gespräch fehlen die entscheidenden Fragen. Kann die SRG vielleicht auch mit weniger Mitteln «dem Gemeinwohl dienen»? Werden die vorhandenen Mittel richtig eingesetzt? Und ist mit «dienen» nicht zu oft «Regierung und Bundesverwaltung zudienen» gemeint?

Vielsagend auch die Auflistung seiner «grössten Erfolge» durch Marchand selbst. Er nennt «die No-Billag-Initiative, die digitale Transformation der SRG, die Lancierung von Play Suisse und die Rettung des audiovisuellen Erbes der SRG».

Oder anders ausgedrückt: ein politischer Sieg, eine im digitalen Zeitalter selbstverständliche Weiterentwicklung, ein schlechter und kaum bekannter Netflix-Abklatsch und die technische Übertragung alter Inhalte auf neue Medienträger. Nichts von allem hat mit der Qualität des Programms der SRG zu tun. Die scheint nebensächlich zu sein.

Angesprochen auf seine Zukunft, sagt Gilles Marchand, er werde «eine akademische Tätigkeit übernehmen». Das passt doch. Steuergelder statt Gebührengelder. Im Portemonnaie des Bürgers macht das keinen Unterschied.